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Irgendwie hat alles mit Günter Freiherr von Gravenreuth angefangen. Und wenn Sie jetzt eine Adelsgeschichte erwarten, die man beim Friseur lesen kann, dann muss ich Sie enttäuschen. Gravenreuth war der erste Anwalt, vor dem ich Schiss hatte. Der Jurist mit dem auffälligen Namen jagte in den 1980er Jahren Raubkopierer. Jungs und Mädels in meinem Alter, die – mangels Taschengeldes – die Computerspiele ihres C64 oder Amigas mit Kumpels in der Nachbarschaft tauschten. Ich möchte diese Urheberrechtsverletzung keinesfalls gutheißen, aber ich gebe unumwunden zu, dass ich damals auch das ein oder andere Computerspiel weitergegeben oder von Freunden erhalten habe. Zum Glück weiterlesen

Ungefragter Nackedei

„Hey. Psst. Haben Sie Nacktfotos von Ihrer Frau? Nein? Soll ich Ihnen welche verkaufen?“ Okay. Okay. Es tut mir leid. Der Witz ist mindestens 40 Jahre alt und stammt von Otto Walkes. Es war ein wunderbarer Witz in seiner Zeit. Verrucht und unvorhersehbar. Er funktionierte gerade deshalb besonders gut, weil es damals noch umständlich war, Fotos zu machen. Die Frau hätte unbemerkt von Ihrem Gatten erst einmal in ein gut ausgeleuchtetes Fotostudio gehen müssen. Die Fotos mussten dann entwickelt werden und der ominöse Straßenverkäufer hätte die Abzüge in irgendeinem Drogeriemarkt abgeholt. Das war viel umständlicher als heute, wo praktisch neben weiterlesen

Super Markt

„Amazon Go“ ist das Supermarktkonzept der Zukunft. So jedenfalls hat es Amazon Anfang 2018 angekündigt. Als Kunde muss man niemals an der Kasse warten. Wie auch. Es gibt keine Kassen. Man kann bei „Amazon Go“ Supermärkten einfach aus dem Regal nehmen, was man will und den Laden direkt wieder verlassen. Wo früher ein Ladendetektiv „HALT!“ gerufen hätte, passiert hier nichts. Zumindest nichts Sicht- und Hörbares. Im Hintergrund ist jedoch sehr viel passiert. Hunderte Kameras und Sensoren in den Regalen haben festgehalten, was man aus dem Regal entnommen hat und dies nach dem Verlassen des Geschäfts einfach von der Kreditkarte des weiterlesen

Über den Wolken

Wind Nord-Ost, Startbahn null-drei. Bis hier hör ich die Motoren. Wie ein Pfeil zieht sie vorbei. Und es dröhnt in meinen Ohren. Und der nasse Asphalt bebt. Wie ein Schleier staubt der Regen. Bis sie abhebt und sie schwebt. Der Sonne entgegen. Früher war Fliegen noch mit Begriffen wie Sehnsucht, Fernweh oder Urlaub in exotischen Ländern verknüpft. Wie sanftmütig, ja fast zärtlich, startet der Flieger in der berühmten Ballade von Reinhard Mey. Selbst das Dröhnen der Motoren wirkt mit der Melodie im Kopf eher wie das Säuseln einer Hummel auf einer Frühlingswiese. Ganz anders heute. Junge Menschen kleben sich mittlerweile weiterlesen

Ihr Paket steht am gewählten Abstellort

Letzte Woche habe ich Ihnen an dieser Stelle von „Spot“ erzählt, dem Roboterhund, der für die Deutsche Bahn nach Grafitti-Sprayern fahndet. Er erkennt Menschen, die im Gleisbereich nichts zu suchen haben, und meldet diese dem Wachpersonal. Diese Woche geht es hier erneut um Roboter. Aber nicht um Wachhundroboter, sondern um Paketbotenroboter. In Braunschweig testet die Universität nämlich gerade die Auslieferung von Paketen durch Maschinen. Moment mal, werden einige von Ihnen jetzt vielleicht sagen, das ist doch nicht neu. Amazon hat schon vor Jahren Tests mit Flugdrohnen gemacht, die Bestellungen sanft auf dem Balkon des Empfängers abstellen können. Auch raupenartige Gefährte weiterlesen

Gassi gehen

Mit meinem Hund laufe ich manchmal an den S-Bahn-Schienen entlang, die zum Bahnhof Olympiastadion in München führen. Wenn Sie diese Haltestelle nicht kennen und auch auf keinem aktuellen Plan der Münchner Verkehrsbetriebe finden, dann liegt das daran, dass es sich um einen Geisterbahnhof handelt. Während der Olympischen Spiele 1972 brachten die Bahnen der Linie S5, S11 und S25 die Zuschauermassen zum Olympiastadion. Ab August 1984 fuhren dann nur noch die S8 und die S11, wenn die Nationalmannschaft, der FC Bayern oder der TSV 1860 München dort spielten. Am 08. Juni 1988 war dann Schluss. Sowohl mit der Fußball-Europameisterschaft, also auch weiterlesen

Mir geht ein Licht auf

Wer im heutigen Kroatien Urlaub macht und nach Zadar oder Split fährt, der kommt an Smiljan vorbei. Und wer in den Sommerferien dort vorbeikommt, der wird sogar den Geburtstag einer bekannten Persönlichkeit feiern können. In Smiljan wurde 1856 Nikola Tesla geboren. Tesla hat mit dutzenden Patenten im Bereich der Elektrik unter anderem dafür gesorgt, dass wir Strom heute über längere Strecken transportieren können. Und er hat einem Elektroauto seinen Namen gegeben – auch wenn Elon Musk ihn nicht gefragt hat. So ein Elektroauto – allerdings von einer anderen Marke – hat vor einigen Wochen einem Jungen namens Levi das Leben weiterlesen

Appgespeckt

Ich habe extra mal nachgezählt. Es sind genau 140 Stück. Etwa 17 davon nutze ich regelmäßig. Weitere 12 hin und wieder. Und die restlichen 111 schleppe ich mit mir rum, weil ich sie irgendwann ein einziges Mal genutzt habe. Oder weil ich sie vielleicht irgendwann einmal eventuell gebrauchen könnte. Man weiß ja nie. 2008 stellte Apple den Appstore vor. Damit begann der Siegeszug von Angry Birds, Temple Run und Cut the rope. Der AppStore ermöglicht es den Usern für wirklich kleines Geld (ab 99 Cent) hunderte neue Programme – Apps – aufs Handy zu laden. Auch wenn Apple (und auch weiterlesen

Schwarz auf weiß

Fast hätte ich geschrieben: 3.000 Jahre Tinte. Doch das stimmt nicht. Tinte wurde schon vor 5.000 Jahren erfunden, also 3.000 vor Christus. Und jetzt wissen Sie, was mich durcheinandergebracht hat. Die ersten Tinten wurden aus Ruß und Bindemitteln hergestellt. Heute sind es Industrietinten, mit denen Zeitungen Buchstaben und Worte aufs (recycelte) Papier pressen. Schwarz auf weiß. Was geschrieben steht in großen Lettern auf Papier gilt als verlässlich und beständig. Verlässlicher und beständiger als Worte jedenfalls. Zumindest dann, wenn sich Autor:innen beim Schreiben Mühe geben. Die Tinte im Internet besteht hingegen nur aus LED-Pixeln auf Monitoren. Sie haben keine Beständigkeit, gehen weiterlesen

Chatten bis die Polizei (nicht) kommt

Die bekanntesten Betreiber von Chatprogrammen dürften WhatsApp, Telegram, Signal, Threema und Viber sein. Dann gibt es noch ein paar Exoten wie Teletext und die Polizei. Sie haben richtig gelesen: Teletext und die Polizei. Über ein Chatsystem per Teletext habe ich bereits Anfang Februar 2022 ausführlich berichtet. Da Knackis keine Smartphones haben dürfen, können sie mit Ihren Familien draußen nicht chatten. Nachrichten empfangen geht aber auch hinter schwedischen Gardinen. Die Familie in Freiheit kann per SMS kurze Nachrichten an RTL senden, die dann im Teletext auf Seite 673 angezeigt werden. Und TV-Geräte mit Teletext gibt es auch im Knast. Ein weiteres weiterlesen