Ich weiß zwar nicht, wo Du bist, aber: „Willkommen in Zürich!“

Vor einigen Wochen landete ich auf dem Flughafen von Zürich. Wie immer hatte ich während des Flugs mein iPhone auf Flugmodus gestellt. Und ebenfalls wie immer schaltete ich diesen noch auf der Landebahn aus. Doch dann passierte etwas Seltsames. Praktisch in der Sekunde, als ich den Flugmodus deaktivierte und noch lange bevor das Smartphone irgendeine Handy- oder WLAN-Verbindung hatte, erschien die Meldung: »Willkommen in Zürich!« mit dem Hinweis, dass hier der Taxi-Anbieter Bolt aktiv ist. Eigentlich erlaube ich den Apps auf meinem Handy nur dann meine Position abzufragen, wenn ich die App aktiv nutze. Also überprüfte ich das, doch die Einstellungen waren korrekt. Und die App von Bolt lief nicht, auch nicht im Hintergrund – das habe ich überprüft. Wie also geht das? Wie kann es sein, dass mich Bolt in Zürich begrüßt und das eigentlich gar nicht wissen dürfte?

Kurzerhand schrieb ich dem Datenschutzbeauftragten von Bolt eine Mail und bat um Erklärung. Nach einer Eingangsbestätigung kam nach dreizehn Tagen eine ausführliche Erläuterung. Bolt schrieb, dass es das Apple Betriebssystem iOS ist, das diese Meldung rausschickt – und nicht die Bolt-App. Damit das passiert, kann jede App eine (begrenzte) Anzahl an Positionen auf der Welt mit einem beliebigen Radius auf meinem Handy hinterlegen. Betrete (oder verlasse) ich diese Bereiche, löst das Handy den Trigger aus und zeigt einen Text, den die App vorher hinterlegt hat. Bei mir war das »Willkommen in Zürich«. Das Entscheidende dabei ist: Die Bolt-App selbst bekommt meine Lokation nicht mitgeteilt, sofern ich die App durch Anklicken der Meldung nicht starte. Einfach gesagt: Bolt bittet Apple, mich zu grüßen, wenn ich in Zürich ankomme. Apple macht das, sagt Bolt aber nichts davon. Datenschutztechnisch klug gelöst.In der vorbildlichen Antwort-Mail des Datenschutzbeauftragten war zudem noch die technische Beschreibung der genutzten Funktion ONUserNotifications auf developer.apple.com verlinkt, so dass ich wirklich alle technischen Details nachlesen konnte. Übrigens: Ohne solche Trigger würden zum Beispiel Geofencing-Apps nicht funktionieren, die Alarm schlagen, wenn der demente Opi das Haus oder der Hund den Garten verlässt.

Eigentlich würde ich den Bolt-Datenschützer ja jetzt für die schnelle und wirklich gute Antwort loben. Doch dann sah ich zufällig, dass der mitgeschickte Link zur Beschreibung der Funktion ONUserNotifications bei developer.apple.com mit einem versteckten Tracker (awstrack.me) verknüpft war. Obwohl ich die Lesebestätigung deaktiviert habe, weiß Bolts-Datenschützer dadurch, dass ich seine Mail gelesen habe. Auch wann. Und anhand meiner IP-Adresse sogar grob, wo. Er kennt jetzt auch meinen Internetanbieter; weiß, dass ich ein Macbook Pro habe und welchen Browser ich nutze. Daher: Danke für Nichts.


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