Rot, Gelb, Grün und Weiß

Schon in der Grundschule lernt man, dass man bei rotem Ampellicht besser stehenbleibt, wenn man das Alter für die weiterführende Schule noch erreichen möchte. Bei Rot stehen, bei Grün gehen war der Merksatz und der gilt natürlich bis hin zum Fahrschulalter. Dort lernt man, dass es auch noch Gelb gibt, was eine Erhöhung der Aufmerksamkeit erwartet, weil eine Änderung der aktuellen Ampelphase ansteht. So weit so gut.

Vor etwa zwei Wochen titelt eine große Zeitung mit vielen Bildern: „Verkehrsrevolution! Gibt’s bald ein viertes Ampellicht?“ und beruft sich auf einen aktuellen Beitrag des Onlineportals eFahrer. Laut einer Studie der North Carolina State University, könnte uns bald eine vierte Farbe drohen. Sucht man die zitierte Studie, stellt man fest, die ist bereits von Anfang Februar 2023, also über ein Jahr alt.

Die Forscher schlagen in ihrer Publikation ein viertes Ampellicht vor und nennen dieses die „weiße Phase“, wobei die Farbe des Lichts eigentlich keine Rolle spielt und auch Lila oder Blau sein könnte. Während der weißen Phase sollen sich autonom fahrende Autos, die ganz vorne an einer Kreuzung stehen untereinander und mit dem Computer der Ampelsteuerung abstimmen und so effektiv regeln, wer wann losfährt. Autonom fahrende Autos können natürlich viel schneller und effektiver starten, weil keiner drinsitzt, der erst das Handy weglegen muss, sich dreimal umsieht und den Gang nicht findet. Das spart Wartezeit! Das neue Konzept bindet aber auch Fahrer eines normalen Autos mit ein. Fährt das vor einem autonom fahrende KFZ los, soll man ihm während der weißen Phase folgen. Bleibt es stehen, macht man das besser auch. Die auf die weiße Phase folgenden Rot-Grün-Phasen gelten dann wie gewohnt so, wie man es in der Fahrschule gelernt hat.

Um ganze 10,7% konnten Verzögerungen der wartenden Autos Dank der weißen Phase in der Simulation reduziert werden. Jeder Autofahrer wird es den Forschern danken, denn wer kennt es nicht. Weil der Penner vor einem aufs Handy schaut und zu spät losfährt, ist wieder rot – und man wartet für nix. Das neue Konzept mit der weißen Phase funktioniert aber dummerweise erst dann so gut und schafft die 10% Verbesserung, wenn mindestens 30% der Autos autonom fahren und an der dezentralisierten Ampelregelung teilnehmen können. Sie merken schon, das ist in der Realität noch nicht machbar und daher Zukunftsmusik.

Außerdem waren die Ergebnisse von Februar 2023 noch nicht vollständig. Die Autoren der Studie haben deshalb noch eine weitere Gruppe von Verkehrsteilnehmern in ihre Simulation mit einbezogen. In der Ergänzung ihrer Forschungsarbeit vom März 2024 werden ab sofort auch die Grünphasen für so genannte „Fußgänger“ berücksichtigt. Die hatte man vorher anscheinend vergessen.

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