Über Bande gespielt

Immer mehr Länder scheinen Probleme damit zu haben, dass die Menschen, die in dem Land leben, frei sein wollen und ihre unverblümte Meinung äußern. Wir sehen das momentan besonders stark im Iran. Dort kämpfen tausende Menschen gegen das Mullah-Regime um ihre Freiheit. Und wir sitzen auf dem Sofa, haben die Füße hochgelegt und schauen YouTube.

Selbst das ist im Iran nicht möglich. Um die Aufstände des Volkes zu unterdrücken, werden die Kommunikationsmöglichkeiten der Menschen eingeschränkt. Insbesondere Medien, über die man schnell und einfach viele Menschen erreicht, sind aus Sicht der Obrigkeit problematisch. Also genau die Tools, mit denen man die Massen für Demos mobilisieren kann. Da es zudem gilt, dass möglichst wenig Bilder und Videos nach außen dringen, werden im Iran VPNs gesperrt und die Geschwindigkeit des Internets massiv gedrosselt.

Nun kommt aber eine Technik ins Spiel, die wir alle primär als den bösen Teil des Internets kennen: das Darknet. Die meisten verbinden das Darknet im Kopf als Verkaufspunkt von Drogen, Waffen oder geklauten Passwörtern. Das stimmt auch. Allerdings liegt die Ursache daran, dass man im Darknet bei Beachtung einiger Dinge sehr anonym sein kann. So anonym, dass selbst Polizei und Geheimdienste einen nicht finden oder enttarnen können. Und wenn ich als Dealer jetzt die Wahl zwischen Hauptbahnhof bei -5°C und dem warmen Sofa zu Hause hätte, dann würde ich mein Koks auch im Darknet verticken – auf dem Sofa sitzend und die Füße hochgelegt.

Merken Sie was? Die Bösen sind ins Darknet gekommen, weil sie dort sicher sind. Nicht das Darknet wurde von den Bösen gebaut, um dort schlimme Sachen zu verkaufen. Sie sind dort einfach sicher. Eigentlich genau das, was die Menschen im Iran gerade brauchen. Und eigentlich auch genau das, weswegen die Technologie „Darknet“ ursprünglich gebaut wurde: um die Anonymität der Teilnehmer im Netz zu sichern – seien es Whistleblower oder politisch Verfolgte wie im Iran.

Und das allerbeste ist: wir Alle können den Demonstrierenden im Iran helfen, indem wir ein kleines Zusatzprogramm in unserem Browser (ein sog. Add-On) installieren. Es heißt „Snowflake“ und es stellt eine Brücke aus einer zensierten Umgebung in das freie Internet parat. Die Anfrage wird quasi über Bande gespielt und über unseren Rechner beantwortet. Das geschieht dank der starken Verschlüsselung für uns völlig gefahrlos und auch anonym. Niemand braucht Angst zu haben, wegen „Snowflake“ ins Visier von Geheimdiensten zu rücken oder Einbußen in der Leistungsfähigkeit seines eigenen Internetzugangs zu haben. Ich habe „Snowflake“ schon länger auf meinem Rechner und helfe unterdrückten Menschen in dem ich ein Teil des Darknets werde – auf dem Sofa sitzend und die Füße hochgelegt. Wie so’n Koks-Dealer.


 

Ein Kommentar zu “Über Bande gespielt

  1. Bei mir läuft der Snowflake-Proxy als Docker-Container auf dem NAS. Das läuft eh und dann muss der Browser nicht immer geöffnet sein.

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