Shoppen auf der Autobahn

Wer auf deutschen Autobahnen unterwegs ist, der wird neben Verkehrszeichen hin und wieder auch Werbung entdecken. Nicht als offizielles Schild, sondern neben der Autobahn und meist auf einem Anhänger oder gar einem Strohballen auf dem Feld eines Bauern. Da weist ein Burgerschnellbrater auf sein Restaurant an der nächsten Ausfahrt hin. Outlets wollen einem weismachen, dass man hier an der A3 unbedingt noch ein paar neue Hemden kaufen sollte. Oder ein Casino lockt Trucker an, damit diese ihren geringen Lohn in Glücksspielautomaten versenken.

Geht es nach dem Autobauer Ford, könnten diese Schilder bald nicht mehr nur neben der Autobahn stehen, sondern gleich direkt ins Fahrzeug wandern. Der Automobilhersteller hat im Februar 2024 einen Patentantrag gestellt, um personalisierte Werbung ins Auto zu bringen. Also Werbefilme oder einfache, grafische Annoncen, die auf dem Bildschirm am Armaturenbrett abgespielt werden.

Und weil es wenig sinnvoll erscheint, dass das Münchner Hofbräuhaus für eine Maß Bier in urgemütlichem Ambiente wirbt, wenn das Auto gerade in Kassel unterwegs ist, soll der aktuelle Standort bei der Werbeauswahl einbezogen werden. Allerdings … der Verlauf auch. Und so könnte es dann doch sein, dass ein Werbespot für das Hofbräuhaus in einem Auto in Kassel gezeigt wird. Nämlich dann, wenn der Fahrzeuglenker als Ziel die bayerische Landeshauptstadt ins Navi programmiert hat.

Dass ein Autohaus einer anderen Marke werben darf, wenn man daran vorbeifährt, wage ich zu bezweifeln. Aber vielleicht wird es sowas wie Werbe-Patenschaften geben. »Dieser Zebrastreifen wird präsentiert von Krombacher« könnte ich mir gut vorstellen. Oder: »Reifenhändler Wagner sagt ‚Danke‘ für diese Vollbremsung

Aber was rege ich mich auf, es kommt ja eh noch schlimmer. Nicht nur Standort und Strecke sollen bei der Auswahl der Ads berücksichtigt werden. Wie heise.de meldet, beschreibt der US-amerikanische Automobilhersteller im Patentantrag sogar, dass sie mithören könnten, was die Insassen im Auto während der Fahrt bereden und diese Gespräche nach Schlüsselwörtern und Phrasen analysieren. »Weil Sie den Fahrer vor Ihnen gerade ‚Arschloch‘ nannten, wie wäre es mit Beruhigungstropfen von Ratiopharm?«

Nach eigenen Angaben ist derzeit nicht geplant, das Patent umzusetzen. »Die beschriebenen Ideen sollten nicht als Hinweis auf unsere Geschäfts- oder Produktpläne angesehen werden«, heißt es, zudem stehe der Kunde „bei der Entwicklung und Vermarktung neuer Produkte stets an erster Stelle„.

Gut so, denn in meinem eigen Auto will ich keine Werbung. Sonst müsste es meiner Meinung nach neben dem »Ford Mustang GT« oder dem »Ford Transit« auch noch einen »Ford Belästigung« geben.

Ein Kommentar zu “Shoppen auf der Autobahn

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.