Houston, wir haben kein Geld

Wie viel kostet eigentlich ein Rückflug von der Internationalen Raumstation zur Erde? Laut NASA: rund 50 Millionen Dollar. Laut einem Instagram-Kosmonauten: 30.000 Dollar – zahlbar in Raten. Das berichtet zumindest die japanische Zeitung Yomiuri.
Dass 30.000 Dollar ausreichen, glaubte jedenfalls eine 65-jährige Frau aus Japan, die sich auf eine interstellare Romanze eingelassen hat. Auf Instagram lernte die Frau am 28. Juni jemanden kennen, der angeblich gerade als Astronaut auf der ISS arbeitete. Der Casanova in der Umlaufbahn versprach der Dame die große Liebe – und rechnete dabei auf Yen und Cent genau, was ihm fehlte. Kein Klischee wurde ausgelassen: Er wolle sie heiraten, sobald er wieder auf der Erde sei. Der Haken? Der Rückflug sei teuer. Sehr teuer. Am Ende stand statt Sternenstaub nur Staub auf dem Kontoauszug der geprellten Frau.
»Ich bin auf der ISS gestrandet, mein Handyempfang ist schlecht, aber mein Herz schlägt nur für dich« – so oder ähnlich begannen die Direktnachrichten. Der Orbit-Romeo schob schlechten Empfang auf die Schwerelosigkeit und große Gefühle auf die Erdanziehungskraft. Die Frau zahlte – fünfmal. Erst für Raketenbenzin, dann für das Rückflugticket und vermutlich auch fürs Bordmenü. Ob auch ein Upgrade in die Business-Klasse dabei war, vermag ich nicht zu sagen. Am Ende war sie jedenfalls um 30.000 Dollar ärmer, aber um eine Erkenntnis reicher: Liebe kennt keine Schwerkraft, aber sehr wohl Grenzen beim Online-Banking: denn nach der fünften Überweisung ging die Frau zur Polizei.
Wer jetzt sagt, wie blöd kann man sein … ein Faktencheck hätte nicht geholfen. Technisch wäre das alles denkbar. Die ISS hat zwar kein Handynetz, dafür aber ein WLAN. Ob eine Instagram-Flatrate dabei ist, weiß ich nicht. Astronauten können ihre Mails abrufen und auch im Internet surfen. Die meisten Posts von der ISS sind aber eindeutig keine Insta-Stories, sondern Telemetrie. Zudem: wer ein Ticket ins All löst, hat den Rückflug immer mitgekauft – egal ob bei der NASA, ESA, JAXA oder bei SpaceX.
Der Trick an sich ist aber so alt wie der Mond: Emotionale Nähe aufbauen, technisches Kauderwelsch streuen und dann abkassieren. Neu ist nur die Verpackung: Früher war es der Prinz aus Uganda, heute ist es der Kosmonaut aus der Umlaufbahn. Die Message bleibt gleich: »Trust me, I‘m a spaceman« (»Vertrau mir, ich bin Raumfahrer«).
Der Fall zeigt aber, dass Romance-Scammer da andocken, wo Technik auf Träume trifft. Und während oben auf der ISS echte Forschung betrieben wird, wird unten auf Instagram das nächste Herz in den Orbit geschossen. Dass ausgerechnet Liebesbetrüger mit gefälschten Sternenfotos landen, ist zynisch – aber offenbar effektiv.
Tipp fürs nächste Mal: Wenn dir jemand die Sterne vom Himmel holen will – erst mal checken, ob er überhaupt landen kann. Denn echte Astronauten brauchen keinen Beziehungsstatus – die sind sowieso ständig in einer Fernbeziehung.

Bildnachweis: KI … was sonst …

 

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