Digital werben, analog kaufen

Google will seine Vormachtstellung im Datenmarkt weiter ausbauen. Sie sind heute schon Nummer Eins, wenn es darum geht, personifizierte Werbung auszuspielen. Noch wichtiger ist aber, dem Werbetreibenden nachzuweisen, dass Google-Werbung effektiv ist. Dann – und nur dann – kann man höhere Preise verlangen und noch mehr Geschäft machen. Das Problem ist altbekannt. Wenn Sie in der Fußgängerzone 1.000 Handzettel verteilen, haben Sie keine Ahnung, wie viele davon tatsächlich zu einem Kauf führen. Gut, manchmal kann man sehen, dass der Kunde den Flyer noch in der Hand hat, aber wirklich belastbar ist das nicht. Kurzum: Die Frage ist, ob es sich lohnt, 100€ für Handzettel auszugeben, weil man ja 100€ zusätzlichen Gewinn machen muss, die man ohne die Handzettel nicht gemacht hätte. Das kann man nur nie nachprüfen.

Das ist der entscheidende Vorteil von Online-Werbung. Die kann das nämlich – zum Teil jedenfalls. Wenn wir auf einer Webseite Werbung eingeblendet bekommen und das gezeigte Produkt dann im Online-Handel kaufen, ist klar, woher der Kaufimpuls kam. Dabei spielt es übrigens keine Rolle, ob der Klick sofort erfolgt oder erst ein paar Stunden später. Solange der Klick vom gleichen Rechner oder vom eindeutig gleichen User komme, ist die Effektivität der Werbeeinblendung belegbar.

Google hatte aber noch einen dunklen Fleck auf der Landkarte. Nehmen wir an, Sie suchen eine Digitalkamera. Was, wenn Google Ihnen Werbung für eine Digitalkamera einblendet und Sie diese dann einfach im Foto-Fachgeschäft kaufen? In einem echten Geschäft, mit echtem Verkäufer. Also nicht online. Dann verdient Google ja gar nichts an Ihnen, obwohl er Kaufimpuls von Online-Werbung kam! Skandal!

Um dem zu begegnen hat Google jetzt mit Mastercard einen Deal abgeschlossen. Die Kreditkartenfirma stellt Google massenhaft Kreditkarten-Transaktionsdaten zur Verfügung. Diese Informationen werden dann mit den Werbe-Klicks korreliert. Danach weiß man dann tatsächlich, dass so und so viele Online-Werbeeinblendungen für ein bestimmtes Produkt zu Käufen im Geschäft geführt haben. Diese Info wird anschließend – anonym – dem Werbetreibenden mitgeteilt. Der weiß dann, wie viele analoge Käufe aus digitaler Werbung entstanden sind. Laut dem Wirtschaftsdienst Bloomberg zahlt Google für die Kreditkarten-Transkations-Daten mehrere Millionen Dollar an Mastercard – was wiederum den Wert unserer Daten zeigt.

Google dringt damit noch weiter in unser Leben ein. Wenn Sie also zukünftig eine Digitalkamera kaufen möchten, ohne dass Google davon Wind bekommt, dann sollten Sie Ihre Schwarzgeldschatulle aufmachen und das Teil bar bezahlen. Oder Sie klauen sich eine.

2 Kommentare zu “Digital werben, analog kaufen

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