Hoch hinaus

Vor acht Jahren habe ich über den bis dahin ungewöhnlichsten Ort für ein Handynetz geschrieben. Damals hat das private Unternehmen Ncel aus Nepal eine UMTS-Basisstation auf dem Mount Everest in Betrieb genommen. Wie es sich für eine Basisstation gehört, war diese im Basislager des Mount Everest, auf 5.200m Höhe. Über dieses Netz konnte man nun Hilfe holen, wenn jemand verletzt war. Aber auch als reiner Zeitvertreib ist das Netz zu gebrauchen. Lässt der Berg wegen schlechten Wetters zum Beispiel keine Besteigung zu, dann kann man mit Freunden und Verwandten Videotelefonate führen.

Damals dachte ich, dass das Dach der Welt so ziemlich der höchste Punkt sein würde, an dem man telefoniert. Heute ist das anders. Handytelefonate aus 10.000m Höhe in einem fliegenden Airbus (oder Boeing), mitten über dem Atlantik sind heute genauso Standard, wie schnelles Internet. Selbst die Preise sind erträglich. Wer auf dem 12 Stunden Flug von Kapstadt nach Frankfurt Netflix streamen möchte, der zahlt gerade mal eine 17€ Flynet-Flatrate. Das ist im Vergleich zum Flugticket ein Klacks.

Aber wir wären nicht die Menschheit im digitalen Zeitalter, wenn wir dem ganzen nicht noch eine Krone draufsetzen würden. Das Berliner Start-up-Unternehmen „Part-Time-Scientists“ wird im kommenden Jahr in Zusammenarbeit mit Audi und Vodafone ein LTE-Netz auf dem Mond in Betrieb nehmen. Sie haben richtig gelesen: noch dieses Jahr startet eine Falcon Trägerrakete von Cape Canaveral und bringt LTE-Technik auf dem Mond. Schon irgendwie absurd … kaum bist Du in Deutschland von der Autobahn runter und nicht in der Großstadt, hast du überall Funklöcher. Nicht so auf dem Mond. Wäre es nicht eigentlich sinnvoll, am Funknetz-Ausbau in der Mecklenburger Seenplatte, dem Bayerischen Wald oder am Niederrhein zu arbeiten …?

Was daher auf den ersten Blick wie ein Werbegag klingt, ist wissenschaftlich jedoch durchaus sinnvoll. LTE ist eine etablierte und standardisierte Übertragungstechnik. Die Daten-Geschwindigkeit ist gut, außerdem benötigt man gerade mal 1 Watt an Energie, um ein HD-Bild zu versenden. Das ist ein Bruchteil dessen, was klassische Lunar-Übertragungstechniken früher schluckten. Insofern ist es nicht nur konsequent, sondern auch äußerst klug, ein LTE-Netz auf dem Mond aufzubauen. Anstatt jedes Mal schwere Funkapparate hochzufliegen, reisen die Astronauten zukünftig mit dem Handy. Das lässt auch ganz neue Vermarktungsmöglichkeiten zu. Stellen Sie sich vor: Ein Mensch betritt den Mond – sponsored by Samsung und dem neuen Galaxy S12. Oder noch besser: eine magentafarbene Ariana Rakete steigt in den Himmel. Wie auch immer … falls Sie mal auf dem Mond jemanden anrufen möchten: da es ein Vodafone Netz ist, wird es sich wohl um eine 0172er Vorwahl handeln. Aber Vorsicht! Die Roamingkosten dürften erheblich sein!

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