Stau

Ein Stau ist in einer Großstadt keine Seltenheit. Im Gegenteil. Es ist eher Normalität, wenn sich Automobile Stoßstange an Stoßstange zäh weiterkämpfen durch den Asphaltdschungel des Feierabendverkehrs. In Austin, Texas gab es dieser Tage auch einen Stau. Der jedoch war etwas ungewöhnlich.

In Austin gibt es viele selbstfahrende Autos, die Menschen von A nach B transportieren. Taxen ohne Fahrer quasi. Sie stammen von Firmen wie Cruise oder Waymo. Wir reden also nicht von selbstfahrenden Privat-PKW wie einem Tesla, wo ja trotzdem jemand am Steuer sitzt.

Nun hatten zwei Autos von Cruise auf einer Kreuzung fast eine Kollision. Auf einem Video, das mittlerweile auf TikTok, YouTube und Twitter (das heute X genannt werden soll, was aber bekloppt klingt und keinen Sinn ergibt) hochgeladen wurde, sieht man, wie die zwei Fahrzeuge nur wenige Zentimeter vor einem Crash zum Stoppen gekommen sind und die Warnlichter angeschaltet sind. Sie stehen mitten in der Kreuzung und blockieren alles. Niemand steigt aus. Wer auch … es ist ja gar kein Fahrer im Fahrzeug.

Etwa zehn bis 15 weitere Fahrzeuge stehen jeweils dahinter und blockieren die Straßen in alle Richtungen. Wer schon in der Schlange steht, kommt weder vorwärts noch rückwärts. Drei, vielleicht vier Autos im Stau scheinen nicht von Cruise zu sein. Dort sitzen Menschen in ihren Autos. Sie hupen. Sie sind ungeduldig. Ganz anders die zahlenmäßig überlegenen Roboter-Taxis. Ihnen ist Zeit egal. Auch Feierabend. Oder das Zu-Bett-Bringen der Kinder. Die Roboter-Taxis warten einfach, bis die Straße wieder frei wird. Sie interessieren menschliche Bedürfnisse nicht.

Mit ihnen kann man auch nicht sprechen. So Sachen wie: „Fahr Du da kurz schräg in die Einfahrt, dann kann ich wenden und Du kommst auch wieder raus.“ verstehen sie nicht. Sie warten einfach, bis Ihre Augen (Kamera, Radar und sonstige Sensoren) ihnen mitteilen, dass wieder Platz ist. Wenn es sein muss auch ewig.

Cruise hat auf eine Presseanfrage gesagt, dass es von dem Vorfall Kenntnis hat und das Problem lösen konnte. Was die Ursache war, sagte man nicht. Fakt ist aber, dass wir Menschen immer öfters gezwungen sind, unser Handeln oder unsere Zeit an irgendwelche Algorithmen von Maschinen anpassen zu müssen. Mit denen kann man auch nicht diskutieren, wenn sie vor einem Problem stehen, das die Software nicht kennt. Auch pragmatische Lösungen sind mangels menschlicher Ansprechpartner nicht möglich.

Aber was reg ich mich auf. Das gibt es schon lange. Früher im Büro waren das von der SAP-Software vorgegebene Prozesse nach denen man seine Arbeitsweise anpassen musste. Und zu Hause ist es ja letztlich auch nicht anders. Da geben halt nicht SAP, Cruise oder Künstliche Intelligenz mein Leben vor. Da heißt der Algorithmus Ehefrau.

Klischeehaft dargestellte böse Ehefrau mit Lockenwicklern und Nudelholz, das als Schlagwaffe gesehen werden kann

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