Note 1 mit Stern

In meiner Schulzeit habe ich so einige Straftaten begangen, die heute durchaus für eine Gefängnisstrafe gereicht hätten. Und keine Sorge, ich bin so ungefährlich, wie Sie mich kennen. Ich sagte ja auch, die HEUTE für eine Gefängnisstrafe gereicht HÄTTEN. Früher nicht, da gab es nämlich noch keinen Hackerparagrafen.

Meine Schule in München hatte Ende der 80er Jahre ein erstes Computersystem, das ein Lehrer betreute und (sofern ich mich erinnere) auch selbst entwickelt hat. In ihm wurden die Namen der Schüler und auch die Noten gespeichert. Damals gab es noch keine Sicherungsvorkehrungen wie Firewalls oder gute Passwörter. Wenn man bis drei zählen konnte – und das konnte ich – dann war es ein leichtes, ins System … oh je, was erzähle ich denn da?! Ich schreibe mich gerade um Kopf und Kragen. Lassen Sie mich lieber einen aktuellen Fall erzählen.

In Italien, genauer in Cesena, ist es einem 15-Jährigen ebenfalls gelungen, in das Schulsystem einzudringen. Im Gegensatz zu einem viel älteren Fall aus München handelte es sich nicht um ein einfaches Programm, das ein Lehrer betreute, sondern um das Schulsystem des italienischen Staates. Es war daher auch nicht nur für eine Schule, sondern für so ziemlich alle Schulen in Bella Italia. Der junge Mann muss an irgendeiner Stelle bis drei gezählt, eine Lücke im System entdeckt haben und so in die Datenbank gelangt sein.

Dass der Typ ein kluges Kerlchen ist, bewies er auch in seinem weiteren Vorgehen. In Italien gibt es auch in den unteren Klassen (statt Noten von 1 bis 6 wie bei uns) Punkte, maximal zehn können es sein. Neun Punkte entsprechen dabei der Deutschen Schulnote 1 (sehr gut) und vier Punkte einer deutschen 6 (ungenügend). Zehn Punkte sind demnach eine 1 mit Stern und unter vier Punkten ist es aussichtslos.

Um nicht aufzufallen, hat unser italienischer Schulsystem-Hacker seine Noten nur leicht frisiert. Statt der erreichten fünf Punkte hat er sich einen einzelnen Punkt mehr eingetragen, um auf »Ausreichend« zu kommen. Und weil er ein netter Mensch ist, hat er das bei seinen Freunden auch gemacht. Und niemand hat es gemerkt.

Aufgeflogen ist er erst, als er noch ein Computersystem zur Kontrolle der Schifffahrt im Mittelmeer knackte und die zu fahrende Route von Öltankern änderte. Aus Spaß, wie er sagte. Offenbar war er doch nicht so klug. Hätte er bis drei gezählt, hätte er sich denken können, dass das die Behörden alarmiert. In Kürze steht der junge Mann deshalb in Bologna vor einem Jugendgericht und könnte in den Knast wandern.

Meine Hackerangriffe auf das Schüler- und Notenprogramm in der Schule sind längst verjährt. Hoffe ich. Und wenn nicht, dann baue ich auf Donald Trump. Der begnadigt derzeit irgendwie jeden. Selbst die, die gar nicht bis drei zählen können.

Ein Kommentar zu “Note 1 mit Stern

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

*

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..