Monster To Go

Spielen Sie Pokemon Go? Es gibt nur zwei Antworten: Ja, natürlich –oder– Nein, natürlich nicht. Derzeit begegnen uns nahezu immer und überall Menschen, die auf ihr Smartphone glotzen und virtuelle Evoli oder Glutexos jagen. Selbst während einer Pressekonferenz des US Außenministeriums war ein Journalist so auf sein Spiel fixiert, dass ihn der Sprecher darauf ansprach. Wie peinlich …

Das Spielprinzip

In dem Spiel geht es – kurz gesagt – darum, mehrere hundert virtuelle Monster zu fangen, diese auszubilden und dann in einer „Arena“ gegen andere Spieler anzutreten. Um die Taschenmonster (Pokemon = Pocket Monster) zu finden, muss man rumlaufen und dabei einer Landkarte auf dem Smartphone folgen. An speziellen Orten erscheinen dann die kleinen Monster auf dem Bildschirm. Um sie zu entwickeln und auszubrüten muss man „mit ihnen“ (=mit dem Handy) rumlaufen. Teilweise viele Kilometer. Wer Pokemon Go nicht versteht, wird daher sagen, dass das Spiel zumindest ein Gutes hat: Nämlich, dass junge Menschen in den Park gehen und dort in der frischen Luft herumspazieren.

Ortskunde

Pokemon Go Stop in BernUm irgendwann gegen andere Spieler anzutreten, muss man zu einer Poke-Arena gehen. Dies sind Orte, an denen (vermutlich aufgrund von gesammelten Google-Daten) regelmäßig viele Menschen mit Smartphone (und Ortungsdiensten) waren. Seltene Pokemons erscheinen (spawnen) eher da, wo tendenziell weniger Menschen unterwegs sind.

So kommt es, dass heute Menschen auf der Suche nach seltenen Geschöpfen durch abgesperrte Minenfelder in Ex-Jugoslawien laufen oder dass drei deutsche Jugendliche in einer (scharfen!) Schießübung der Bundeswehr auf einem Truppenübungsplatz landen. Bis Ende Juli wurden von Pokemon-Go-Spielern mindestens vier in Büschen und Wäldern liegende Leichen gefunden, weil dort zufällig ein seltenes Pokemon erschien. Nicht gerade ein positiver Aspekt für ein Computerspiel, das insbesondere Kinder und Jugendliche begeistert.

Frischluftproblem

Ein weiterer Nachteil des Spiels: Da permanent Display und GPS laufen müssen, saugt das Spiel den Akku förmlich leer. Und für all die wirklich süchtigen Pokemon Go Spieler bleibt nur zu hoffen, dass es Hackern nicht noch einmal gelingt, die Spielserver durch extrem viele unsinnige Anfragen (Denial-of-Service-Attacke) lahm zu legen und das Spiel stundenlang zu blockieren. Die meist jungen Spieler könnten sich sonst fragen, was sie denn mit ihrer freien Zeit anfangen sollen. In den Park gehen und dort in der frischen Luft herum zu spazieren, kann ja sicherlich keine Option sein.


Bildnachweis: Aus Wikipedia von Fred Schaerli unter der CC-BY-SA 4.0 Lizenz. Es handelt sich um einen Ausschnitt der Originaldatei

Ein Kommentar zu “Monster To Go

  1. Hallo Tobi,

    nach Meinung der c’t Redaktion stammen die Orte, an denen jetzt diese PokéSpots und Arenen sind aus dem Spiel Ingress (https://de.wikipedia.org/wiki/Ingress_(Spiel) ,ebenfalls Niantic).
    Hier wurden die Spieler aufgefordert Bilder und Koordinaten von bekannten Plätzen/ Gebäuden u.ä. zu erfassen (diese wurdem im Spiel zu sog. Portalen).

    Aufällig bei Pokèmon ist nun, dass genau diese Portale jetzt zu Hotspots wurden (darunter auch der Kölner Dom, http://www.express.de/koeln/pok%C3%A9mon-go–irre–gamer-schlacht-um-den-koelner-dom-24440316)

    Klaus

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