Auf einer Konferenz in Zürich über die Zukunft selbstfahrender Autos ging es nicht nur um technische Probleme. Es ging auch um ethische Fragen. Programmierer müssen dem selbstlenkenden Auto nämlich vorgeben, wie es sich verhalten soll, wenn es entweder gegen eine Mauer mit schweren Schäden für KFZ und Fahrgast knallt – oder mit kaum einem Eigenschaden ausweichen kann und dabei nur ein weiches Hindernis umnieten muss. Das „weiche Hindernis“ kann aber ein 6-jähriges Schulkind sein, das unbeteiligt am Straßenrand steht.
Bereits im März 2015 habe ich darüber geschrieben, dass es auch bei Unfällen zwischen autonom fahrenden Fahrzeugen spannend wird. Die Schuldfrage kann unklar sein, wenn kein Mensch mehr lenkt. Heute ist jeder Fahrer versichert, und wenn er einen Fehler macht … zahlt die Assekuranz.
Wer zahlt?
Die wird sich aber wohl weigern, wenn der Fahrer nicht mehr Fahrer sondern nur noch Fahrgast ist und das KFZ sich selbst in den Unfall manövriert hat. Denkbar wäre, dass anstatt einer Autoversicherung das Produkthaftungsgesetz greift. Bei Unfällen würden also Hersteller oder Lieferanten von Autos bzw deren Bauteilen haften. Das muss aber erst einmal gesetzlich geregelt werden. Die Strassenverkehrsordnung sieht noch gar nicht vor, dass ein Automat überhaupt fahren und lenken darf. Volvo hat als erster Hersteller gesagt, sie würden die Haftung für ihre Fahrsysteme übernehmen wollen.
Weniger Unfälle sind schlecht
Auf dieser Konferenz erfuhr ich aber auch, dass die unterstützenden Fahrsysteme wie Tempomat, Bremsassistent, Abstand- und Spurhalter bis 2025 so verbreitet sein werden, dass es im Vergleich zu heute 90% weniger Unfälle geben wird. Ich fand, das ist eine super Sache. Ein Herr von einer großen Versicherung hingegen fand das total beunruhigend. 90% weniger Unfälle bedeuten auch 90% weniger Schäden, die bezahlt werden müssen. Eigentlich dachte ich, dass sich eine Versicherung darüber freuen sollte. Der Herr meinte allerdings, dass 90% weniger Schäden auch bedeutet, dass die Kunden 90% weniger für die Autoversicherung bezahlen wollen, was massiv Umsatz und vor allen Dingen Arbeitsplätze kosten wird. Das heißt im Umkehrschluß, die Arbeitsplätze bei Versicherungen sind sicher, wenn genügend Rowdies und Betrunkene mit dem Auto fahren – und Unfälle bauen. Absurd.
Bildnachweis: Tobias Schrödel Standbild aus YouTube-Video