Wegfahrsperre

Smarte Technik ist Fluch und Segen. Ganz besonders, wenn es sich um Tracker handelt.

Einerseits können damit Kinder, Partner:innen und Angestellte auf Schritt und Tritt überwacht werden, was Fluch ist. Besonders dann, wenn damit Vertrauen missbraucht wird.

Andererseits können damit Schlüssel, Autos oder Koffer auf Schritt und Tritt überwacht werden, was ein Segen ist. Besonders dann, wenn damit verlorenes Gepäck wiedergefunden wird.

In Chicago ist so ein Tracker einem Autodieb zum Verhängnis geworden. Für ihn Fluch, für die Autobesitzerin Segen. Aber der Reihe nach. Wie CWB Chicago Mitte März berichtete, hat der 25-jährige Andrew Moran an der Autotür einer Amerikanerin geklopft, als diese auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums von North Milwaukee stand. Moran sagte der Frau, dass er jetzt unbedingt ihr Auto übernehmen müsse, weil ihn jemand umbringen würde, wenn er das nicht macht. Da Moran seine linke Hand zudem in der Jackentasche hielt, dachte die Frau, dass der fremde Mann, der ihr Fahrzeug wollte, nicht nur verwirrt, sondern zudem auch bewaffnet ist. Sie stieg daher aus und überließ ihm ihren Audi A3. Eine gute Entscheidung, wie ich finde.

Während die Frau in einem nahen Geschäft den Notruf wählte, kämpfte der Autodieb verzweifelt mit der Wegfahrsperre des Autos. Und als die Sirenen der Cops immer näherkamen und das Auto immer noch nicht fuhr, gab er schließlich auf, ließ den Wagen stehen, flüchtete in Richtung Bahnhof und sprang in einen Zug. Und jetzt kommen Fluch und Segen ins Spiel. Andrew Moran hatte den Autoschlüssel eingesteckt und der hatte einen Tracker, ein Apple airTag, am Schlüsselbund. Die Polizei konnte dem Täter so über die „WoIst“-App von Apple auf Schritt und Tritt folgen. Der Zug, in dem er saß, wurde kurzerhand an der Addison Station angehalten und Moran verhaftet.

Der Tracker, der Andrew Moran zum Verhängnis wurde, ist jünger als er selbst. Dass wir sogar einen Schlüsselbund über Kilometer tracken können, ohne ihn jeden Abend an die Steckdose hängen zu müssen, ist der enormen technischen Entwicklung in den letzten Jahren zu verdanken. Einer Entwicklung die so schnell fortschreitet, dass viele ältere Menschen kaum noch folgen können.

Umso absurder ist die Tatsache, dass der Autodieb letztlich an einer Wegfahrsperre des Autos gescheitert, die älter ist als er selbst und mit der besonders ältere Menschen gut klar kommen. Denn … eigentlich hatte das Fahrzeug gar keine echte Wegfahrsperre. Der Audi A3 war nur kein Automatik-Fahrzeug. Er hat eine manuelle Gangschaltung – und die konnte der junge Moran schlichtweg nicht bedienen. Der gute alte Schaltknüppel ist doch heute tatsächlich sowas geworden, wie eine Diebstahlsicherung aus der Jahrtausendwende.

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