Treuhandservice

Das Darknet ist den meisten nur als virtueller Tummelplatz für Kriminelle bekannt. Das ist es nur bedingt, denn die Anonymität des Darknets erlaubt es Whistleblowern zu pfeiffen und Menschen mit repressiver Regierung, an ungefilterte Nachrichten zu kommen. Aber… es tummeln sich natürlich viele zwielichtige Gestalten im Darknet, denn seine Anonymität erlaubt es auch Verbrechern, weitgehend ungestört Geschäfte zu machen. In Amazon-ähnlichen Online-Shops mit so phantasievollen Namen wie Majestic Garden, Dream Market oder Wall Street Market werden Drogen aller Art, geklaute Passwörter, Falschgeld und Druckvorlagen für Reisepässe aller Herren Länder angeboten.

Hält man sich an gewisse Regeln, sind sowohl Händler wie Käufer anonym. Das bedeutet natürlich auch, dass beide Parteien bei einem Kaufgeschäft einander vertrauen müssen. Schließlich muss der Käufer die Bezahlung durchführen, bevor er die Ware hat. Würde der Verkäufer danach jedoch einfach nichts schicken, wo sollte man sich beschweren? Deshalb bieten die meisten Verkaufsplattformen im Darknet ein Treuhandkonto an.

Bezahlt wird mit Bitcoins und der Käufer überweist dabei auf ein Konto des Online-Shops. Sobald die Ware ein paar Tage später eingetroffen ist, bestätigt man das und erst dann wird der Geldbetrag an den Verkäufer überwiesen.

Die Anonymität des Darknets schützt aber nicht nur Käufer und Verkäufer, sondern auch die Betreiber der Online-Shops. Niemand weiß, wer dahinter steckt. Dream Market und Wall Street Market scheinen nun einen sogenannten ExitScam zu vollziehen. Wegen angeblich »technischen Störungen« konnten die auf dem Treuhandkonto eingezahlten Bitcoin angeblich lange nicht ausbezahlt werden. Ein Trick, denn kurze Zeit später kam heraus, dass die Betreiber das komplette Guthaben des Treuhandkontos haben verschwinden lassen.

Dass die Dealer (Verkäufer) das ihnen »zustehende« Geld wiedersehen, ist unwahrscheinlich. Insbesondere, weil die Polizei am Freitag vermeldete, dass sie die Betreiber des Wall Street Market-Servers festgenommen hat. Jetzt zittern auch die Kunden, denn es ist nicht anzunehmen, dass vorher die ganzen Lieferadressen der Drogenkäufe gelöscht wurden.

Im Gegenteil. Angeblich wurden sogar schon vor der Festnahme einige Kunden von ehemaligen »Mitarbeitern« des Darknet-Shops erpresst. Es gäbe eine Liste mit Namen und Lieferadressen aller Drogenkäufer, hieß es in einer E-Mail. Wer nicht will, dass sein Name auf der Liste auftaucht, wenn sie an FBI und Europol geht, der muss rund 250€ in Bitcoin überweisen. Ob es diese Liste wirklich gibt, ist unklar. Ein Treuhandkonto wird für diesen kostenpflichtigen »Service« jedenfalls nicht angeboten.

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