Kreisverkehr

Heute geht es um Kreise. Allerdings nicht mit Radius und Pi, sondern mit Verkehr, Fake-News und fehlender Empathie von Künstlicher Intelligenz.

Der erste Kreisverkehr der Welt wurde im Jahr 1899 in Görlitz gebaut, gefolgt von New York (1904) und Paris (1907). Der berühmteste Kreisel dürfte der in Paris sein, der um den Arc de Triomphe führt. Zwölf Hauptverkehrsstraßen münden in ihm, er ist acht Spuren breit, hat zu allem Überfluss aber gar keine Fahrbahnmarkierungen.

Ganz sicher schwindelig wird einem im Kreisverkehr in Swindon (England). Dort ist ein großer Kreisverkehr umgeben von fünf kleinen Kreiseln. Das bedeutet, dass man immer mal wieder in entgegengesetzter Fahrtrichtung unterwegs ist, was des Öfteren für Verwirrung sorgt.

Anfang des Jahres fuhr ein Amerikaner in Los Angeles auch im Kreis. Allerdings ungewollt. Mike Johns wollte nach Arizona fliegen und nahm sich ein Taxi zum Flughafen. Allerdings kein »normales« Taxi mit menschlichem Fahrer, sondern ein selbstfahrendes Auto von Waymo aus dem Hause Alphabet/Google.

Als Mike Johns in das Waymo-Auto stieg, schnallte er sich an und dann fuhr das Fahrzeug los. Und zwar im Kreis. Nicht auf die Hauptstraße zum Flughafen. Einfach nur im Kreis. Es begann auf dem Parkplatz, auf dem die Fahrt startete, Kreise zu ziehen. Immer und immer wieder. Johns rief den Support an und schilderte sein Problem.

Und während die Hotline erstmal vergeblich versuchte, das Fahrzeug zu stoppen, drehte es weiter seine Runden wie in einem Kreisverkehr. Und Mike hatte Angst, dass er seinen Flug verpasst.

Eine deutsche Zeitung mit großer Schrift und vielen Bildern berichtete am 5. Januar: »Letztendlich drehte das Fahrzeug acht lange Kreise, bevor es (…) gelang, das Fahrzeug zu stoppen. Johns konnte endlich aussteigen – doch zu spät, um seinen Flug noch zu erreichen

Hmmm? Wenn Johns nicht eh schon viel zu spät war, müssen das schon acht sehr große Kreise gewesen sein. Der größte Kreisverkehr der Welt ist in Malaysia. Seine Innenfläche ist so groß wie 117 Fußballfelder und beherbergt ein Hotel, einen Park und sogar eine Königsresidenz. Er wurde 1997 gebaut und ist über drei Kilometer lang. Bei 50 km/h benötigt man für acht Runden rund eine halbe Stunde – normalerweise ist selbst das viel zu kurz für einen verpassten Flug.

Wie mehrere andere Nachrichtenportale berichteten, dauerte die Kreisfahrt von Mike Johns auch gerade mal fünf Minuten. Das lässt sich auch in einem Video des Vorfalls erahnen. Dann gelang es dem Waymo Support, das Fahrzeug unter Kontrolle zu bringen und zum Flughafen zu leiten, wo Johns seinen Flug sehr wohl erreichte.

Laut CBS News störte ihn eher, dass er beim Anruf beim Support nicht sicher war, ob er mit einem Menschen oder einer K.I. sprechen würde – denn die »Person« am Telefon sei ob seiner ausweglosen Situation völlig emotionslos gewesen.

Ein Kommentar zu “Kreisverkehr

  1. Nun ja, wer Informationen aus der zitierte deutsche Zeitung mit großer Schrift und vielen Bildern in seinem Alltag berücksichtigt, der hat sicher auch sonst Probleme im Leben. Diese Zeitung spricht ja bekanntermaßen auch mit Toten.

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