Ein russisches Gericht hat Google zu einer Geldstrafe verurteilt, weil es ein paar russlandtreue Fernsehsender bei YouTube gesperrt hat. Das war schon 2020 und begann mit dem ultranationalistischen Sender Tsargrad. Die verklagten daraufhin die Besitzer von YouTube, also Google (deren Konzernmutter sich heute Alphabet nennt). Die Strafe war lächerlich: 100.000 Rubel, das sind umgerechnet rund 1.025 Dollar. Allerdings nicht einmalig, sondern für jeden Tag, an dem der Sender auf YouTube gesperrt ist. Google war das trotzdem egal, bezahlt haben sie die Strafe nämlich nicht.
Nun, wie wir heute wissen, trat Russland im Februar 2022 nicht gerade deeskalierend im Weltgeschehen auf. YouTube sperrte deshalb zu dieser Zeit weitere 54 russische TV-Kanäle. Die meisten dieser Sender verklagten YouTube daraufhin ebenfalls und es ist vermutlich keine große Überraschung, dass das amerikanische Unternehmen alle Klagen vor russischen Gerichten verloren hat. Die Geldstrafen allerdings waren allesamt ähnlich gering wie beim ersten Fall.
Da damit nicht einmal die Portokasse Googles angekratzt würde, hat sich das Gericht eine spannende Methodik der Strafzahlung ausgedacht. Die ursprünglichen rund 1.000 Dollar pro Tag verdoppeln sich jede Woche. Und jetzt wird es spannend. Wer die Geschichte vom Reiskorn auf dem Schachbrett kennt, dessen Menge sich bei jedem Feld verdoppelt, weiß, was jetzt kommt. Die Gesamtstrafe schießt praktisch exponentiell in die Höhe.
Google schuldet dem russischen Staat mittlerweile etwa 2 Sextillionen (2.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000) Rubel. Umgerechnet sind das 19 Quintilliarden (19.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000) Euro. Zugegeben … das würde sogar Google auf dem Konto merken. Schon allein deshalb, weil es auf der ganzen Welt diese Menge Geld gar nicht gibt und der Betrag einem Vielfachen der jährlichen Wirtschaftsleistung der gesamten Erde entspricht.
Google ignoriert die völlig absurde Strafe verständlicherweise weiterhin. Nicht so der Kreml. Dimitri Peskow, Putins Pressesprecher, sagte kürzlich: »Die Forderungen demonstrieren das Wesen der Vorwürfe unserer Fernsehsender gegenüber Google«, nannte die Summe aber »symbolisch«.
Diese Symbolik dürfte sich irgendwann sogar noch Manifestieren, wenn die ausstehende Strafe noch größer wird und bald nicht nur 33, sondern 100 Stellen hat. Der Begriff Googol ist nämlich die Bezeichnung einer 1 mit 100 Nullen. Larry Page und Sergej Brin suchten 1997 nach einem passenden Namen für ihre Suchmaschine und leiteten von »Googol« den gleichklingenden Namen »Google« ab. Dies soll die riesige Menge an indexierten Webseiten symbolisieren.
Den Begriff Googol hat übrigens der US-amerikanische Mathematiker Edward Kasner etabliert. Um 1920 hatte der seinen damals neunjährigen Neffen Milton gebeten, sich einen Namen für eine riesige Zahl, nämlich eine 1 mit 100 Nullen auszudenken … und Milton sagte: »Googol«. Und damit wäre bewiesen: Der Name der größten Suchmaschine im Netz und die Höhe der Strafe gegen sie haben eines gemeinsam: sie sind einfach nur kindisch.