Lew Sergejewitsch Terme hat um 1920 nicht nur das erste Instrument erfunden, das elektrische Töne abgibt und als Vorreiter des Synthesizers gilt. Leon Theremin, wie er später genannt wurde, hat auch die Wanze erfunden. Also das »versteckte Mikrofon«, mit dem man Gespräche Dritter unbemerkt mithören kann.
Die Geschichte des Abhörens begann aber schon deutlich früher. Freunden von historischer Kryptographie wird der Name Athanasius Kircher etwas sagen. Der Professor für Theologie und Philosophie lebte von 1602 bis 1680 und hat neben einer verschlüsselten Nachrichtenübertragung und diversen anderen Dingen auch eine der ersten Abhöranlagen der Welt entworfen. Wie unwohl müssen sich die italienischen Fürsten gefühlt haben, wenn sie in ihren mächtigen Palästen standen und von den Balkonen das Treiben des Volkes beobachteten. Ob die Gefolgschaft wohl loyal war? Was tuschelten sie wohl über einen? Athanasius Kircher hatte die Lösung auf diese Frage. Löcher in den Wänden, verbunden durch schneckenförmige Gänge, transportierten den Schall und damit das gesprochene Wort aus dem Hof ins Innere des Gebäudes, wo der Palastherrscher sodann mithören konnte, was draußen über ihn geredet oder geflüstert wurde.
Leon Theremin erfand für die damalige Sowjetunion ein technisches Meisterwerk der Abhörspionage. Im Rahmen einer feierlichen Zeremonie der vier Siegermächte über Nazi-Deutschland überreichte Stalin am 4. August 1945 dem US-Botschafter in Moskau eine aufwändige Holzschnitzerei des amerikanischen Siegels mit dem Adler – das klobige Teil wurde liebevoll »das Ding« genannt.
In ihm versteckt waren eine Schwingungsmembran und eine Antenne. Das Mikrofon in »das Ding« hatte keine Batterie oder sonstige elektrische Teile, was das Aufspüren mit herkömmlichen Methoden verhinderte. Um zu senden, modulierte die Wanze ein in der richtigen Frequenz gesendetes elektromagnetisches Signal aus einem vor der US-Botschaft geparkten Auto. Das Abhörmikrofon wurde nur durch Zufall entdeckt, als ein britischer Funker beim Abhören sowjetischer Kanäle die Stimme des amerikanischen Botschafters erkannte. Sieben Jahre hing »das Ding« direkt über dessen Schreibtisch.
Auf einer Konferenz letzte Woche hörte ich von einer ähnlich gut versteckten Abhörvorrichtung. Angeblich stecken in der Wand des Pekinger Flughafens winzige und praktisch unsichtbare Mikrofone. Und zwar genau in der Wand, an der man anstehen muss, bevor man beim Immigration-Officer zur Einreisekontrolle kommt. Mittels KI werden die Gespräche heimlich transkribiert und dem chinesischen Offiziellen wird beim Prüfen der Pässe auf seinem Monitor angezeigt, was man während der Warterei in der Schlange so geredet hat. Also »Haha, der Kontrolleur sieht aus wie Shrek« oder »Bleib bloß cool. Und wenn Du gleich dies gefragt wirst, antworte jenes. Und sag ja nicht, dass wir ….«
Der weiß schon Alles, wenn Du dran bist und er Dich anlächelt …