Bei manchen YouTube Videos wird dem Zuschauen ein Riegel vorgeschoben und statt aktueller Musik ein trauriger Smiley mit der Botschaft „Dieses Videos ist in deinem Land nicht verfügbar“ eingeblendet. Das hat bestimmt jeder schon mal gesehen – und sich darüber geärgert. Mittlerweile ärgern sich auch manche EU-Politiker darüber und wollen diesem Treiben nun selbst einen Riegel vorschieben. Geoblocking soll verboten werden, fordert nicht nur EU-Vizekommissions-Präsident Andrus Ansip. Zeit also, mal einen Blick darauf zu werfen, wie Geoblocking überhaupt funktioniert und aus welch edlem Ansinnen es ursprünglich entstanden ist.
Jeder Internet-User durchstreift das Internet mit einer Art eindeutigem Kennzeichen (wie das Nummernschild beim Auto), einer IP-Adresse, die er in der Regel von seinem Provider für einen begrenzten Zeitraum geliehen bekommt. Der Provider selbst leiht sich diese IP-Adressen nicht, er hat sich gleich einen ganzen Sack voll davon gekauft – eben um sie seinen Nutzern für einen begrenzten Zeitraum zu überlassen. Welcher Provider welchen Sack voll IP-Nummern gekauft hat, ist bekannt und kann in einer Liste nachgesehen werden.
Surfen Sie also einen Internetshop mit einer IP-Adresse der Deutschen Telekom oder einer von Sparc New Zealand an, weiß der Shopanbieter ziemlich sicher, ob Sie hier sind oder bei den Schafen am anderen Ende der Welt. Er weiß also, wo Sie sind – nicht ganz genau, aber zumindest „ungefähr“.
Ursprünglich war Geotargeting dazu gedacht, um Produktbeschreibungen gesetzeskonform anzuzeigen, wenn Länder unterschiedliche Vorschriften bei der Kennzeichnungspflicht haben – zum Beispiel bei Lebensmitteln. Weiterhin kann ein Dienst gleich die richtige Sprache anzeigen oder Überweisungen auf regionale Plausibilität und somit auf Betrugsverdacht prüfen. Heute wird es leider meist zum Geoblocking benutzt, also dem Blockieren von Filmen, Musik und freien Nachrichten – weil Lizenzen nur für ein Land verkauft wurden und mehrfach Verkaufen auch mehrfach Geld bringt. Wäre also blöd, wenn dann doch Menschen aus anderen Ländern zugucken könnten.
Doch Geotargeting ist tatsächlich leicht zu überlisten. Mittels VPN oder Proxydiensten kann sich jeder in zwei Minuten eine IP-Adresse eines anderen Landes borgen. Das machen viele Menschen, um bei Streamingdiensten amerikanische Serien im Original zu schauen oder um so grandiose Dienste wie Pandora weiterhin zu nutzen. Wenn also Shops oder Webdienste Geotargeting nutzen, weiß der Betreiber nicht nur „ungefähr“, woher seine Kunden kommen, sondern obendrein auch nur „vielleicht“.