Seit ein paar Tagen können Sie Tickets für die kommende Fußballweltmeisterschaft 2022 kaufen, die im November startet. Erstmals findet diese ja bekanntlich nicht im Sommer statt, sondern im Winter. Und zwar deshalb, weil es im gastgebenden Wüstenstaat Katar im Sommer einfach zu heiß ist, um Sport zu treiben oder als Fan mit Adipositas Cola schlürfend und HotDog fressend auf den Rängen von der Sonne gekocht zu werden. Im Vorfeld gab es immer wieder Kritik an der Vergabe der WM. Es war von „Unregelmäßigkeiten“ die Rede, aber auch von katastrophalen Arbeitsbedingungen auf den Baustellen der Stadien. Neueste Zahlen sprechen von 15.000 Arbeitern (siehe auch Nachtrag unten) aus meist armen Ländern, die bisher beim Bau der Fußballtempel ihr Leben verloren haben. Bei 64 Spielen der WM-Endrunde sind das mehr als 2,5 Tote Menschen pro Spielminute – mögliche Verlängerungen und Elfmeterschießen jetzt mal nicht mitgerechnet.
Letzte Woche wurde dann auch noch bekannt, dass FIFA-Chef Gianni Infantino samt Familie von der Schweiz nach Katar zieht, um die WM „enger zu begleiten.“, obwohl die FIFA 1932 extra nach Zürich gegangen ist, um in politisch stabilem Umfeld und vor allem unabhängig tätig zu sein. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. In Katar kriegt man halt leichter Hauspersonal als in der Schweiz und hat auch nicht so viele Probleme, wenn das Pack seinen Lohn haben will – wie es ein Twitter-User sarkastisch ausdrückte.
Zum Glück gibt es Alternativen zur Fußball-Weltmeisterschaft. Im Dezember lief zum Beispiel die Darts-WM, die seit Jahren immer mehr Fans in ihren Bann zieht. Wer dachte, dass Pfeile werfen langweilig ist, muss nur mal reinschauen, mit welcher Präzision die Stars Peter Wright, Gerwyn Price, Gary Anderson oder Michael van Gerwen die Dinger aufs Board hämmern. Von der grandiosen Stimmung im Ally Pally, dem „WM-Stadion“ und Mekka der Pfeile-Fetischisten, mal ganz abgesehen.
Eher unbekannt, aber nicht minder spannend ist übrigens die Weltmeisterschaft in Excel. Kein Scherz. Es gibt Weltmeisterschaften in der Bedienung der Tabellenkalkulation von Microsoft. Den Kontrahenten werden dabei komplexe Aufgaben gestellt, die diese möglichst schnell und elegant mit Tabellen und Formeln in Excel-Sheets umsetzen sollen. Die Endrunde der „Excel-WM“ im Dezember 2021 wurde sogar live im Internet übertragen. Das Finale bestritten der Australier Andrew Ngai und der Kanadier Michael Jarman. Gewonnen hat Andrew Ngai, der somit auch das von Microsoft ausgelobte Preisgeld in Höhe von 10.000$ einstreichen konnte. Wenn Sie wissen wollen, wieviel das im Vergleich zu dem ist, was Katar für die Fußball WM investiert, dann tippen Sie in Excel doch mal diese Formel in eine Zelle: =FEST((1/150000);7)&“%“
Nachtrag 26.01.2022:
In einem am 26.01.22 bei t-online zitierten Interview spricht FIFA-Präsident Infatino von ganz anderen Zahlen und dass es „einfach nicht wahr“ sei, wenn von 6.500 toten Arbeitern auf den WM-Baustellen berichtet würde, „es sind drei. Drei sind immer noch zu viel, aber zwischen drei und 6.500 ist ein großer Unterschied.“ Die Arbeitsbedingungen seien vergleichbar mit denen in Europa.
Ich lass das jetzt mal so stehen…
Bildnachweis: Screenshot aus der Übertragung des Excel-WM Finals bei YouTube