Von Tastendrückern und Tastenlegern

Die unbequemste Tastenkombination der Welt ist Strg-Alt-Entf, auch bekannt als Ctrl-Alt-Del auf amerikanischen/englischen Tastaturen. Mit Strg-Alt-Entf öffnet man den Taskmanager unter Windows. Früher musste man Strg-Alt-Entf drücken, wenn man sich einloggen wollte. Unbequem und vielleicht unsinnig ist die Tastenkombination deshalb, weil man zwingend zwei Hände benötigt, um sie zu drücken. Selbst mit einen Gipsarm ist das schon ein Graus. Davon kann ich ein Lied singen. Ich kann aber ehrlich gesagt nur erahnen, wie es für einarmige Menschen sein musste, sich einzuloggen.

Selbst Bill Gates hat Strg-Alt-Entf als Fehler bezeichnet. 2013 sagte er in einem Gespräch mit der Harvard University, dass die beteiligten Personen eine andere Taste für diese Aufgabe hätten wählen müssen. Er, so erzählte Gates weiter, hätte die Funktion auf eine eigene Taste gelegt. Dass das nicht passiert ist und wir uns jahrelang mit Strg-Alt-Entf rumschlagen mussten, sei aber nicht die Schuld seiner Mitarbeiter bei Microsoft gewesen. Auch, wenn man sich fast die Finger bricht – Schuld war laut Gates jemand anderes: Der Typ bei IBM, der das Tastaturdesign machte, wollte einfach keine eigene Taste dafür hergeben.

Aber es gibt auch Tastaturkombinationen, die ein Heilsbringer waren und immer noch sind. Strg-C und Strg-V zum Kopieren (Copy) und Einfügen (Paste) zum Beispiel. Wie viele Millionen Buchstaben habe ich schon kopiert und irgendwo anders wieder eingefügt. Wie viele Stunden unnötige Abtipparbeit haben mir Strg-C und Strg-V schon gespart. Ich verneige mich vor dem Mann, der Strg-C und Strg-V erfunden hat: Larry Tesler, der damals bei XEROX arbeitete. Seine Erfindung der Zwischenablage in den 70er Jahren hat Steve Jobs so gefallen, dass dieser sie in Apple Computer übernahm. Tesler arbeitete dann später sogar selbst für Apple (1980-1997) und entwickelte dort unter anderem die Handschrifterkennung mit. Spätestens mit dem Siegeszug des MS DOS PC wurde Strg-C und Strg-V zum Standard für Copy-Paste.

Vor wenigen Tagen starb Larry Tesler im Alter von 74 Jahren. Aus Dankbarkeit für Strg-C und Strg-V drücke ich in Gedenken an ihn die Tastenkombination Strg-R-I-P. Ich weiß, da bricht man sich die Finger. Ich wollte auch lieber eine eigene RIP-Taste. Aber der Typ bei IBM, der das Tastaturdesign macht, wollte einfach keine eigene Taste dafür hergeben.

4 Kommentare zu “Von Tastendrückern und Tastenlegern

  1. Für die Gipsarm-Geplagten wäre noch die Tastenkombination [Alt Gr] [Strg] [Entf] zu empfehlen.
    Gleiches Ergebnis – und funktioniert auf jeden Fall bei Händen ab Handschuhgröße 6…

  2. Abhängig von den Nutzergewohnheiten ist die Kombi aus Strg+C und Umschalt+Einfg bei zwei Händen noch eine Spur schneller.
    Wer rechts versiert ist, nutzt statt Strg+X auch Umschalt+Entf.
    Hängt aber auch wieder vom Tastatur-Designer ab, ob die Tastenblöcke so sind, wie man sie erwartet. Laptopnutzer setzen daher wohl immer nur auf Strg+C und Konsorten.

    Die Shortcuts sind bekanntlich „endlos“: Zum Markieren von Text sind wahlweise Doppelklick für ein Wort, oder das Linkemaustastegedrückthalten für einzelne Buchstaben, Ctrl+Umschalt+Richtungspfeile für mehrere Wörter, Strg+A für den gesamten Inhalt einer Seite oder Dokuments und noch vieles andere zu empfehlen.

    Wenn man Wirtschaftsprüfer an R oder Excel beobachtet, nutzen die sehr selten eine Maus, haben aber Dutzende von Excel-Tastenkombis im Kopf, das ergibt richtig Tempo, bewundernswert.

  3. Irgendwie hatten es die Düsseldorfer bei IBM besser als Du gemacht, als sie eine Taste für ihr Bier bekommen hatten. :-D

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