Up in den Himmel

Der VW Up ist ein Erfolgsmodell. Den Kleinwagen gibt es seit 2011 und er war teilweise so beliebt, dass Volkswagen die Auftragsbücher zuklappen musste, weil die Fabriken gar nicht hinterherkamen mit dem Bauen. Nun werden die Bestellkanäle des beliebten Kleinwagens endgültig geschlossen. Der Up wird eingestellt und die Begründung ist schon sehr speziell und unerwartet.

Der Markenvorstand des Automobilkonzerns, Thomas Schäfer, sagte laut übereinstimmenden Medienberichten, dass es an der Cybersecurity liegt – also an der IT-Sicherheit. Sie haben richtig gelesen, es liegt an der Sicherheit der Bits und Bytes. Nicht an ADAC Crashtests, nicht an zu wenigen Airbags und auch nicht an gescheiterten Ausweichmanövern vor skandinavischen Riesenhirschen (Elchtest). Tatsächlich gibt es neue Regeln für Cybersecurity in Neuwagen, die ab 2024 gelten. Schäfer sagte, dass VW dem Up eine „komplett neue Elektronik-Architektur“ hätte verpassen müssen, um die Vorgaben zu erfüllen. Das, so heißt es weiter, „wäre schlichtweg zu teuer.

Nun kenne ich diese neuen Regeln nicht im Detail. Sinnvoll sind sie in meinen Augen aber schon. Niemand darf gezwungen sein, sich in Netzwerkarchitekturen und offene Quellcodes einzulesen, um ein modernes Fahrzeug mit App-Steuerung oder Over-the-air-Software-Updates für das Navi sicher benutzen zu können. Verbraucher und User müssen das Recht haben, eben keine IT-Experten zu sein. Trotzdem müssen sie in der Lage sein, smarte, über das Internet steuerbare Lampen, Rollläden oder eben Autos zu kaufen.

Was schon lange fehlt, ist eine Zertifizierung von smarten Geräten, die über das Internet kommunizieren oder steuerbar sind. Es fehlt das, was an jeder Lampe und jedem Toaster ist. Das CE-Zeichen, nur eben nicht für die Elektronik, sondern für die Bits und Bytes. Ein Stempel als Nachweis, dass zumindest grundlegende Richtlinien, Test und Qualitätsstandards bei der Entwicklung eingehalten wurden.

So ein Zertifikat und die Hürden, es zu erlangen, würde viele Probleme einfach lösen. Wenn Hersteller keine Standard-Passwörter mehr hinterlegen dürften. Wenn die Geräte für einen Mindestzeitraum von drei oder fünf Jahren Sicherheits-Updates bekommen müssen. Wenn mindestens ein externer Gutachter das Gerät auf Bugs getestet haben muss, bevor es in die Läden kommt. Wenn die Systeme datensparsam sein müssen und nicht heimlich „nach Hause funken“ dürfen. Wieviel wäre dann schon geholfen!

Was für Autos gilt, sollte aber auch für alle anderen Geräte gelten, die sich im Cyberraum bewegen. Vielleicht hören wir dann bald so Sätze wie: „Leider müssen wir XXX einstellen, weil ab 2025 nur noch sichere YYY erlaubt sind.“ Für die Platzhalter XXX / YYY können Sie nun gerne selbst die Lücken füllen. Hier schon mal ein paar Vorschläge von mir: Windows / Betriebssysteme, Android / Smartphones oder Deinen E-Mail-Zugang / Passwörter.

4 Kommentare zu “Up in den Himmel

  1. Die Auto, aber auch die HiFi-Industrie hinkt in Sachen IT schon lange hinter der Realität her..

    Beim VW-Bordsystem ist zB beim Adress-Sync für das Telefon nach 2000 Einträgen Schluss. Wer sein Handy professionell nutzt hat schnell mal mehr Einträge dann ist ab „M“ wie Müller nur noch Nummernanzeige..

    • Auch Apple hatte eine Begrenzung. Bis 2015 war es „nur“ möglich, maximal 25.000 Kontakte zu speichern. Das wurde dann auf 50.000 verdoppelt. Für mich viel zu viel. Da ich mir Gesichter und Namen schon immer schlecht merken kann … ich hätte wahrscheinlich bei 80% der Anrufe (die dann in meinen Kontakten stehen!!!) trotzdem keine Ahnung, wer da anruft :-)

      • Da fehlt dann eben eine Funktion wie beim „Seniorennavi“ das mir dann am Ziel angekommen sagt, warum ich da eigentlich hin wollte. In den Kontakten müsste dann stehen, warum ich den Kontakt überhaupt gespeichert habe. So würde sich die Kontaktliste auch wieder schnell ausdünnen lassen, wenn ich mit der einen oder anderen Person überhaupt nichts mehr „am Hut“ habe.

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