Ich weiß, wo Du bist.

Immer wieder lasse ich meinen Geldbeutel, Schlüssel oder sonst was irgendwo stehen oder liegen. Das hat sich geändert, seit ich praktisch überall kleine Trackinggeräte reinstecke. Ich liebe diese kleinen Helfer. Sie teilen mir immer mit, wo meine Sachen sind. Mit ihnen habe ich meinen Koffer bis zum Zielflughafen im Blick, wenn er nach dem Checkin am Flughafen auf dem Förderband in den Katakomben der Gepäcksortieranlage verschwindet. Mit ihnen schütze ich mein Fahrrad vor langen Fingern. Selbst mein Geldbeutel hat eine kleine Tasche, in der ein airTag sitzt und mich auf dem Smartphone erinnert, wenn ich in die Tiefgarage zum Auto gehe und mein Portemonnaie samt Führerschein noch oben in der Wohnung liegt. Die kleinen Dinger sind großartig. Allerdings: Die kleinen Dinger haben auch Nachteile.

Immer mehr Fälle von Stalking werden bekannt, in denen die Täter auf die kleinen, unauffälligen Bluetooth-Tracker setzen, um die Opfer unbemerkt zu orten und ihnen zu folgen. Tag und Nacht.

Immer häufiger werden dabei Tracker wie die airTags von Apple eingesetzt. Ihre Funktionsweise ist so simpel wie genial. Sie brauchen kein GPS Modul, das Batterie frisst. Das macht sie klein. Sie brauchen auch keine SIM Karte, um die aktuelle Position zum Besitzer zu senden. Sie senden einfach im LowEnergie-Bereich energieschonend ihre Seriennummer aus. Spaziert zufällig jemand mit einem iPhone an dem airTag vorbei, empfängt das iPhone die Seriennummer und dann sendet das iPhone der unbeteiligten Person eine Positionsmeldung (des iPhones) und die Seriennummer (meines airTags) raus. Natürlich weiß das airTag dabei nicht, ob es in meinem Koffer steckt, den ich während eines Transatlantikflugs im Auge behalten will, oder ob es heimlich in die Handtasche oder die Schuhsohle eines Stalking-Opfers gesteckt wurde.

Immer wieder und immer mehr Opfer setzen sich deshalb zu Wehr. Eine bereits im Dezember 2022 eingereichte Sammelklage gegen Apple hat immer mehr Zulauf. Immer mehr Betroffene beklagen, dass es keinen wirksamen Schutz gegen Stalking mit airTags gibt. Derzeit setzt Apple darauf, dass ein airTag (leise) Geräusche macht, wenn es längere Zeit mit jemand „mitgeht“, dem es nicht gehört. Leider kommt es diese Warnmeldung erst sehr spät, oftmals, wenn das Opfer schon zu Hause ist und die Adresse dem Stalker so bereits mitgeteilt wurde. Zudem:

Immer mehr Hersteller wollen solche Geräte auf den Markt bringen. Auch Google und Samsung spannen gerade Netzwerke auf, um mit Bluetooth-Trackern Geräte (und ihre Besitzer) zu orten. Aus diesem Grund arbeiten diese Konkurrenten jetzt sogar zusammen. Sie wollen in einem branchenübergreifenden Standard die Missbrauchsmöglichkeit von BT-Trackern unterbinden. Eine ähnliche Zusammenarbeit unter den Techriesen gab es schon einmal. Sie hat die Corona-Warn-App ermöglicht. Das ging damals in wenigen Wochen über die Bühne. Dass wir jetzt schon fast zwei Jahre auf die Stalker-Warn-App warten müssen, ist eigentlich ein Trauerspiel.

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