„Hey. Psst. Haben Sie Nacktfotos von Ihrer Frau? Nein? Soll ich Ihnen welche verkaufen?“ Okay. Okay. Es tut mir leid. Der Witz ist mindestens 40 Jahre alt und stammt von Otto Walkes. Es war ein wunderbarer Witz in seiner Zeit. Verrucht und unvorhersehbar. Er funktionierte gerade deshalb besonders gut, weil es damals noch umständlich war, Fotos zu machen. Die Frau hätte unbemerkt von Ihrem Gatten erst einmal in ein gut ausgeleuchtetes Fotostudio gehen müssen. Die Fotos mussten dann entwickelt werden und der ominöse Straßenverkäufer hätte die Abzüge in irgendeinem Drogeriemarkt abgeholt. Das war viel umständlicher als heute, wo praktisch neben jedem Bett Smartphonekameras mit schier unbegrenzter Aufnahmekapazität und Restlichtverstärkung rumliegen, die – wenn man das will – alles sogar live ins Internet streamen könnten.
Und in naher Zukunft – eigentlich schon heute – geht es sogar noch schneller mit den Nacktfotos. Denn jetzt fällt sogar das Ausziehen der Klamotten weg. Benedikt Groß aus Schwäbisch-Gmünd und Mathias Vef aus Berlin haben ein – sagen wir mal – PinUp-StartUp gegründet: Nuca.
Nuca ist eine digitale Kamera mit künstlicher Intelligenz, die die gemachten Bilder in sekundenschnelle „umrechnet“. Personen, die mit Nuca fotografiert werden, erscheinen auf den Bildern nackt. Komplett. Splitterfaser nackt, denn Nuca rechnet die Klamotten weg. Den Angaben auf der Webseite https://nuca.rocks/ zufolge werden dazu 45 Merkmale analysiert. Das sind zum Beispiel das Geschlecht, das Alter, die Hautfarbe, die Körperspannung und ganz wichtig: der Körperbau. Die künstliche Intelligenz kann so sehr genau abschätzen, ob die Person durchtrainiert oder übergewichtig ist oder wie groß die Brüste einer Frau sind. Sie generiert dann über die Stable Diffusion-KI ein zwar fiktives, aber sehr passendes Nacktfoto dieser Person in der exakt identischen Pose und „photoshopt“ dieses mit dem Gesicht der Person in den soeben fotografierten Bildausschnitt ein. Und schon hat man ein Foto von dem hübschen Menschen, der einem im Cafe gegenüber sitzt und kann sich sie/ihn nicht nur nackt vorstellen, sondern auch ansehen, ausdrucken und weiterschicken.
Was wie der feuchte Traum eines Teenagers klingt, ist der Alptraum vieler. Und zum Glück ist Nuca nur eine Vision. Ein Kunstprojekt. Benedikt Groß und Mathias Vef haben die Nuca Kamera als fiktive Idee beschrieben, um „die aktuelle Entwicklung der generativen KI bei der Reproduktion von Körperbildern zu provozieren und zu hinterfragen.“ Allerdings: alles, was die beiden beschreiben, ist technisch schon möglich. Nuca könnte heute schon als Smartphone App daherkommen und es ist vermutlich nur noch eine Frage der Zeit.
Zukünftig wird auf die Frage, ob jemand Nacktfotos seiner Nachbarin kaufen möchte die Antwort kommen: „Nein, Danke. Die mach ich mir einfach selbst, wenn sie das nächste Mal zum Briefkasten geht.“ Und weil ich diese Entwicklung vorhergesehen habe, sorge ich schon seit Jahren aus reinem Selbstschutz durch Verzicht auf gesundes Essen und Sport dafür, nackt möglichst unansehnlich auszusehen.
Bildnachweis: Screenshot (Ausschnitt) der Nuca Website. Die Bilder sind enthalten im Nuca Media Kit für redaktionelle Nutzung.
Auch wenn es nur ein „Kunstprojekt“ ist – so langsam macht mir das alles schon große Sorgen was da mit „KI“ gemacht wird – ich hab mich bis jetzt nie richtig damit beschäftigt. Ich hab gedacht, dass ich mit knapp über 50 noch einigermaßen „fit“ in der PC-Handy-Online-Welt bin, aber so langsam hab ich da meine Zweifel.
Ich denke gerne noch 40 Jahre zurück – da war der „Brotkasten“ (C64) noch ein Gerät, mit dem man sich intensiv beschäftigen musste und den man selbst „bedienen“ musste. Heute macht anscheinend alles die „KI“ …….
Ach – übrigens – passt zwar nicht zum Thema – aber:
Alles Gute zum Geburtstag lieber Tobias! :-)
Danke sehr :-)
Happy Birthday!