Super Markt

„Amazon Go“ ist das Supermarktkonzept der Zukunft. So jedenfalls hat es Amazon Anfang 2018 angekündigt. Als Kunde muss man niemals an der Kasse warten. Wie auch. Es gibt keine Kassen. Man kann bei „Amazon Go“ Supermärkten einfach aus dem Regal nehmen, was man will und den Laden direkt wieder verlassen. Wo früher ein Ladendetektiv „HALT!“ gerufen hätte, passiert hier nichts. Zumindest nichts Sicht- und Hörbares. Im Hintergrund ist jedoch sehr viel passiert. Hunderte Kameras und Sensoren in den Regalen haben festgehalten, was man aus dem Regal entnommen hat und dies nach dem Verlassen des Geschäfts einfach von der Kreditkarte des Kunden abgebucht.

Bei einem Rewe Markt in München habe ich dieses Prinzip auch mal testen können. Das „smarte Regal“ hat gemerkt, dass ich etwas mit 137 Gramm Gewicht entnommen habe und wusste daher, dass es der Exquisa Streichkäse war und nicht der 14 Gramm leichtere Streichkäse von Milkana. Weil mehrere Menschen durch die Regalreihen des Supermarktes gehen und auch mehrere davon Streichkäse kaufen, checkt man durch einen QR Code oder seine App beim Betreten des Geschäftes ein. Kameras verfolgen dann jede kleinste Bewegung von mir und lassen mich nicht aus den „Augen“. Nur so weiß das System, wer die 137 Gramm-Ware aus dem Regal genommen hat.

Die „Amazon Go“ Supermärkte werden nun ein- bzw. umgestellt, denn das Prinzip von „Nimm & Geh“ hat sich nicht durchgesetzt. Und das hatte laut Amazon mehrere Gründe. Da war zum Beispiel der Überblick über die Finanzen. Wenn man mit einer vollen Tüte den Laden verlässt, möchte man als Kunde wissen, wieviel man eben ausgegeben hat. Wurden Sonderangebote oder Rabatte auf der Gesamtrechnung berücksichtigt? Kurzum – die Menschen möchten ihre Finanzen im Blick behalten und einen „Kassenzettel mit Gesamtpreis“ in die Hand bekommen, bevor die Abbuchung stattfindet. Es wird nun darüber nachgedacht, smarte Einkaufswägen zu fördern, bei denen man an einem Display am Griff jederzeit sehen kann, welche Waren zu welchem Preis sich darin befinden. Ein typisches System mit kleinen, funkenden RFID-Preisschildern. Das funktioniert auch ohne Waage am Regal und auch ohne hunderte Kameras.

Und dann war da ja noch die Hoffnung auf Einsparung von Kosten bei Amazon. Schließlich wollte man mit KI, künstlicher Intelligenz, möglichst viele Lohnkosten einsparen. Vollkommen automatisiert sollte die KI die einkaufenden Menschen auf den Überwachungsvideos identifizieren, durch das Geschäft verfolgen und die entnommen Waren so einem Kunden zuordnen. Dies hat offensichtlich nicht so gut funktioniert. Wie berichtet wird, war diese automatisierte Auswertung nicht ausreichend zuverlässig. Um die Aufnahmen zu sichten, zu analysieren und zu markieren, was jemand in seinen Korb legt, wurden daher über 1.000 Inder beschäftigt. Mit echter Intelligenz und mit echtem (wenn auch vermutlich sehr geringem) Lohn.

3 Kommentare zu “Super Markt

  1. Dasselbe Prinzip hat man mit den SB-Kassen in vielen Supermärkten und Baumärkten. An jeder SB-Kasse benötigt man 2 MitarbeiterInnen, die 1. den Kunden helfen, die Scanner und Touchscreens (für manche Leute eklige Virenschleudern!) korrekt zu bedienen und 2. ihrem Arbeitgeber helfen, sich selber als KassiererInnen abzuschaffen.

    Schöne neue Welt!

  2. Man kann von Amazonien halten was man will, aber immerhin hat man den Mut, Dinge auszuprobieren und noch mehr Mut um sie wieder abzuschaffen, falls sie nicht funktionieren. Ich bin kein „Jünger“ von Bezos, Musk, … aber mit genügend Kohle im Hintergrund ist so etwas auch machbar.

  3. Ich hatte am Wochende bei REWE auch einen netten Effekt. Ich hatte Pfand abgegeben und noch eine Kleinigkeit eingekauft.
    An der SB Kasse hatte ich dann erst den Pfadbon gescannt, was zu der schönen Meldung führte: „Betrag zu groß. Kann an dieser Kasse nicht ausgezahlt werden“.
    Also zuerst die Ware scannen, damit Guthaben vorhanden ist.

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