Striche gegen Stau

Supermarktkassen sind ein spannender Ort. Hier kann man echt viel erleben. Besonders wenn man in der Schlange steht und wartet. Insbesondere Mitte der 1970er Jahre scheint das ein Ort für spannende Ereignisse gewesen zu sein. Hier kommen zwei Beispiele.

Am 26.Juni 1974, also ziemlich genau vor 50 Jahren, wurde an einer Supermarktkasse Geschichte geschrieben. Genauer gesagt in einem Marsh-Supermarkt in Troy (Ohio). Hier machte es erstmals „Piep“: Der Grund lag in einem Gespräch, das 1948, also rund 26 Jahre früher, stattgefunden hatte. Ein Supermarktmanager erzählte einem Professor aus Philadelphia, dass er nach einer Lösung für eine automatische Abrechnung suche, weil die Schlangen an den Kassen immer länger würden. Wie der immer lesenswerte Blog des Heinz Nixdorf MuseumsForum aus Paderborn berichtet, lauschte der Student Bernard Silver dem Gespräch und erzählte seinem Freund Joseph Woodland davon. Die beiden ließ das Problem nicht los und nach einigen Fehlversuchen meldeten sie am 20.Oktober 1949 ein Patent an. Sie hatten den Barcode erfunden.

Woodland hatte dafür die entscheidende Idee gehabt. Sie kam ihm am Strand, als er gedanklich Morsezeichen mit Punkten und Strichen um 90° drehte und so aus – . – . – – ein deutlich schmaleres |·|·|| machte. Und wenn man die Punkte wegließ und dafür eine Lücke einsetzte, dann kam | | || heraus. Im ursprünglichen Patent mit der Nummer 2.612.994 stellen die Striche Einsen, die Lücken Nullen dar, so dass man | | || auch als binäres 101011 lesen konnte, was der Zahl 43 in unserem gängigen Dezimalsystem entspricht.

Erst Jahre später, 1973, und nach einigen Weiterentwicklungen u.a. durch IBM, wurde der „Universelle Produktcode“ zum Standard erklärt. An dem vorher schon erwähnten 26.Juni 1974 war es dann so weit. Die erste mit Barcodescanner ausgestatte Supermarktkasse sagte den langen Schlangen und der Wartezeit vor dem Bezahlen den Kampf an. Ab diesem Tag machte es „Piep“. Das erste Produkt, das gescannt wurde, gibt es zumindest in Europa leider nicht mehr. Es war eine Packung Wrigley‘s Streifenkaugummi.

Leider konnte die Erfindung des Barcodes aber nicht jede Wartezeit an Supermarktkassen verkürzen. 1975 stand ein junger Mann in der Schlange an einer Kasse in Laurelhurst bei Seattle. Nun ja, eigentlich stand er ganz vorne und die Schlange bildete sich nur, weil er alle aufhielt. Der junge Mann war dreifacher Millionär und anstatt einen lausigen Dollar für sein Walnusseis zu bezahlen, suchte er verzweifelt einen Gutschein, mit dem er 50ct sparen konnte. Und während das Eis langsam schmolz und der Millionär immer noch nach der Rabattmarke kramte, warf ein genervter Kunde in der Schlange hinter ihm einen Dollar aufs Band und bezahlte das Eis … damit es endlich vorwärts geht. Der knauserige Millionär nahm das nun bezahlte Eis und zog von Dannen. Sein Name: Bill Gates.

Ein Kommentar zu “Striche gegen Stau

  1. Spannender Bericht über die Geschichte der Scanner-Kasse! Wieder mal waren es Quereinsteiger, die einfach eine neue Idee hatten. Wie oft in der Technikgeschichte kam der „Game Changer“ von Menschen, die vorher gar nicht in diesem Bereich tätig waren. James Watt, Henry Bessemer oder Edmund Cartwright sind bekannte Beispiele dafür.
    Und Bill Gates? Hat sich wohl als geiziger Milliardär was von Onkel Dagobert abgeschaut :-)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.