Ich nutze CarSharing-Fahrzeuge sehr oft. In vielen Fällen sind die Fahrzeuge die ich mir leihe zumindest leicht vermüllt. Gerade morgens ist praktisch immer eine Dose RedBull aus der Nacht zu finden und irgendeine Schokoriegel-Verpackung liegt auch immer rum. Auch Brösel sind nichts Ungewöhnliches. Ich find’s nicht schlimm. Mein eigenes Auto ist auch alles andere als sauber und ich erwarte keinesfalls, dass CarSharing-Fahrzeuge so pickobello sind wie ein Mietwagen.
Was mich aber nervt sind stinkende Autos, besonders wenn in dem Auto geraucht wurde. Da viele CarSharing-Firmen für Rauchen in deren Fahrzeugen eine „Strafgebühr“ erheben, rufe ich in solchen Fällen die Hotline schon beim Losfahren an. Nicht, dass ich am Ende die Strafe zahlen muss. Ich bin schließlich Nichtraucher. Ich schwör!
Der Carsharing-Anbieter Miles geht nun einen Schritt weiter, um das Problem in den Griff zu kriegen. Er hat einen von Bosch entwickelten Sensor in seinen Autos. Diese elektronische Schnüffelnase erkennt Zigarettenrauch. Sie können sich denken, was passiert. Der Sensor meldet die Luftverpestung an Miles und die berechnen dem Fahrer automatisch 100€ Strafgebühr. Geil! Endlich werden diese rücksichtslosen Raucher mal zur Rechenschaft gezogen!
Wer auf der Webseite von Trustpilot aber mal die Bewertungen von Miles Mobility der letzten Wochen durchstöbert, der trifft immer wieder auf Meldungen von erbosten Kunden (siehe unten).
Weil sie geraucht haben. Angeblich. Sagt der Sensor. Obwohl sie schwören, dass sie Nichtraucher sind. Trotzdem wurden einfach 100€ abgebucht. Weil der Sensor immer Recht hat. In einem Fall sendete Miles einem Mieter sogar ein Partikelprotokoll zu, das beweisen sollte, dass er bei Fahrtantritt 2:20 Minuaten geraucht hätte.
Mal ehrlich… selbst wenn ein, zwei Raucher dabei sind, die durch wehleidiges Klagen auf TrustPilot der gerechten Strafe zu entkommen versuchen, sind die anderen Opfer der Technik. Natürlich wird auch der Sensor – so gut er sein mag – Fehler machen. Keine Technik funktioniert immer 100% korrekt. Der Rechtsanwalt Dr. Böse empfiehlt in seinem Blog sogar, dass Nichtraucher nach einem erfolglosen Einspruch Klage erheben sollten. Der Sensor wird kaum nachweisen können, dass tatsächlich der Mieter geraucht hat und keine kontaminierte Luft durchs Fenster wehte oder ähnliches.
Das Problem ist aber eigentlich ein anderes. Und es wird uns bei der Chatkontrolle der EU und praktisch allen automatisierten Überwachungen durch den Staat oder irgendeine eine Tech-Firma ereilen. Irgendein Sensor oder eine KI erkennt ein vermeintliches Fehlverhalten. Und wenn sie falsch liegt, bist Du der Depp, der das ausbaden muss. Du musst Dich verteidigen, obwohl Du nichts falsch gemacht hast. Und ich wette … dass die Hotline dann überlastet ist und Dir kein Schwein helfen wird. Puh … schwerer Tobak, dieses Thema. Darauf erst einmal eine Zigarette zur Beruhigung. Obwohl ich ja Nichtraucher bin. Ich schwör‘!
Bildnachweise: © Givaga, lizensiert via Fotolia, Screenshots von Trustpilot (Stand 01.07.2024 19:14)
Mich hat es jetzt auch erwischt. Nichtraucher (schwör‘ ich ebenfalls!). MILES lässt sich auf keinerlei Diskussionen ein, die 100€ wurden direkt von der Kreditkarte abgebucht. Ich hab‘ sie mir jetzt erstmal per Chargeback wiedergeholt und bin gespannt, wie es weitergeht.