In diesen Tagen gehen sie los, die Weihnachtsmärkte. Festlich geschmückte Stände schenken Glühwein aus 5 Euro teuren 5l-Eimern vom Großmarkt für 5 Euro pro Becher aus. Billigsenf wird frühmorgens in Bautz‘ner Eimer gefüllt. Wachsklumpen aus aufgebrauchten Teelichtern werden als handgeformte Christkerzen verkauft und Holzreste bunt bemalt als Baumschmuck angeboten. Der Chor der Montessori-Grundschule aus der Umgebung singt Lieder aus einem Weihnachtsbuch. Die Eltern klatschen dazu und junge Menschen fragen sich, ob man bei der Geburt eines Kindes automatisch auch schlechte Ohren bekommt. Horden von bestens ausgebildeten Taschendieben stehen zwei Polizeibeamten gegenüber und ziehen den Besuchern die prall gefüllten Geldbörsen aus der Tasche. Oh du Fröhliche …
Zum Glück kann ein Dieb mit dem so erbeuteten Geldbeutel nicht viel anfangen. Gut, das Bargeld ist weg, aber die Bankkarte zum Beispiel, die landet neben der senfverschmierten Serviete im nächstgelegenen Mülleimer. Die Chance, das gute Stück wiederzubekommen ist gleich Null. Wenigstens kann das Konto nicht leer geräumt werden, weil dem Dieb die PIN fehlt die Sie ja hoffentlich niemals auf einem Zettelchen im Geldbeutel mittragen. Manche Menschen glauben, dass die PIN auf der Geldkarte gespeichert ist. Sie ist es nicht. Ansonsten könnte man diese ja auslesen und am nächsten Automaten verwenden.
Wie aber um alles in der Welt ist der Geldautomat in der Lage die PIN zu überprüfen, wenn sie nicht drauf steht? Damit das geht, hat sich jemand eine ganz schlaue Sache einfallen lassen. Nehmen wir an, ich mische aus zwei Farbeimern mit roter und gelber Farbe ein schönes Orange und merke mir die exakten (!) Mengen jeder Farbe, die ich dazu verwendet habe. Die Menge der roten Farbe und den Farbton meines Oranges speichere ich dann auf der Bankkarte. Die exakte Menge des verwendeten Gelbs teile ich Ihnen mit das ist quasi Ihre PIN. Der Bankautomat macht also folgendes, wenn Sie Bares abheben wollen: er nimmt ihre eingetippte PIN (also die Menge an gelber Farbe) und mischt diese mit der auf der Karte gespeicherten Menge an Rot. Anschließend vergleicht er lediglich, ob das daraus gemischte Orange exakt und ich meine exakt dem Orange entspricht, das auch auf der Karte gespeichert ist. Kurzum, der Bankomat ist in der Lage, die PIN zu prüfen, ohne sie selbst zu kennen. Eine wirklich clevere Idee.
Probieren Sie das mal mit echter Farbe. Sie können es beliebig oft versuchen, Ihr Orange entspricht niemals exakt dem Orange von der ersten Mischung es sieht ihm höchstens ähnlich. Rot und Gelb gibt es übrigens auch auf dem Weihnachtsmarkt. Senf und Glühwein, viel Spaß. Und nicht wundern, wenn Andere blöd gucken.