In Großbritannien ist nicht nur seit dem Brexit alles anders. Im Land des 5-Uhr-Tees ist es seit einigen Jahren so, dass Bürger:innen mit dem Handy aufgezeichnete Verkehrsverstöße von Autofahrern an die Polizei weitergeben können – und diese dann auch von den Bobbies geahndet werden. Nun gibt es sogar eine App, wegen der den Programmierern laut „The Guardian“ von einem User sogar Stasi-Methoden vorgeworfen werden. Sie kann die Geschwindigkeit von vorbeifahrenden Autos messen.
Und das kann die App so gut, dass mit ihr jeder Bürger quasi einen Blitzer in der Hosentasche hat, was der App auch den passenden Namen gibt. Mit „Speedcam anywhere“ kann jeder ein vorbeirasendes Auto in einer kurzen Videosequenz aufnehmen. Das Video wird dann an eine Künstliche Intelligenz der Entwickler übertragen und ausgewertet. Das Ergebnis der Berechnung – und das hat Google den Entwicklern sogar bestätigt – ist derart akkurat, dass der Hilfssheriff die in der App angezeigte Geschwindigkeit problemlos zur Anzeige bei der echten Polizei bringen kann. Und ZACK ist einer den Lappen los oder hat Punkte im britischen „Flensburg“. Ob man diese Auswüchse der Digitalisierung will, muss jeder für sich selbst entscheiden. In Deutschland ist die App aktuell zumindest noch nicht zugelassen und auch nicht verfügbar.
Als Raser lobe ich mir zudem auch eher die deutschen Behörden. Die wissen zwar von tausendfachen Geschwindigkeitsüberschreitungen, schreiten aber nicht immer ein. So wie im Landkreis Ludwigslust-Parchim. Hier werden rund 3.000 Knöllchen nicht in Rechnung gestellt, weil die Verwaltung im letzten Jahr von einem Ransomware-Hackerangriff lahmgelegt wurde. Kurz gesagt: die Blitzerfotos wurden verschlüsselt, so dass die Verwaltung keine Möglichkeit hatte, die erwischten Fahrzeughalter innerhalb der vorgeschriebenen Frist zu ermitteln. Sie bleiben daher straffrei.
Dieses Glück hatte ein unbekannter Autofahrer letzten Montag wohl nicht. Ihn oder sie hat ein Blitzeranhänger auf der A4 bei bei Overath vermutlich so schnell erwischt, dass er/sie mit ernsten Konsequenzen rechnete. Nur so ist es zu erklären, dass er/sie die mobile Messanlage gleich in die Luft gesprengt (!) hat. Sie flog laut T-Online-Meldung mehrere Meter weit und wurde völlig zerstört. Ein weiterer Grund, die „Speedcam anywhere“-App nicht zu installieren. Ich habe keine Lust, dass irgend so ein Spinner mein Smartphone in die Luft jagt.
Genial, ich würde mir noch ne Kelle besorgen und dann gleich kassieren.
„Bei Barzahlung schreiben wir Ihnen einen Punkt gut!“