Stop! Polizei! Hey … Halt!

Im Richmond District in San Francisco hat die Polizei letztens eine Fahrzeugkontrolle vorgenommen. Sie kennen das sicher. Kelle raus, ein kurzes Aufflackern des Blaulichts und schon gibt es beim rausgewunkenen Fahrer erhöhten Puls. Man beginnt sofort, sich zu fragen, was man falsch gemacht hat. Nicht so in diesem Fall. Denn diesesmal war überhaupt gar kein Fahrer an Bord. Das angehaltene Auto war leer.

San Francisco ist eines der (noch) wenigen Gebiete in den USA, die als Testgebiet für vollständig autonom fahrende Fahrzeuge freigegeben sind. Das nutzen Firmen wie die Google-Tocher Waymo oder Cruise. Das Fahrzeug, das in die erwähnte Fahrzeugkontrolle geriet, war von Cruise und im Internet ging ein Video des Vorfalls viral. Ein Officer nähert sich dem gestoppten Fahrzeug, das mitten in der Nacht ohne Licht gefahren ist. Als der Polizist durch das Seitenfenster blickt, sieht er jedoch niemanden. Auch die Türe lässt sich nicht öffnen. Kurz darauf fährt das Fahrzeug plötzlich wieder los.

Wer nun auf eine wilde Verfolgsjagd zwischen Polizei und künstlicher Intelligenz (KI) gehofft hat, den muss ich enttäuschen. Die KI im Cruise-Fahrzeug suchte sich nur einen besseren, sicheren Platz zum Halten, wie ein Sprecher der Firma mitteilte. Und er sagte noch etwas anderes.

Cruise würde der Polizei in Richmond nun Schulungen anbieten, damit die Officers lernen, wie sie mit autonom fahrenden Autos umzugehen haben. Klingt ein bisschen wie verkehrte Welt, oder? Ein kommerzielles Unternehmen erklärt der Polizei, was sie zu tun hat.

Der Vorfall zeigt aber eigentlich etwas ganz anderes. Eine digitale Welt ist nunmal anders. Sie verändert bestehende Prozesse. Und damit umzugehen müssen wir erst einmal lernen. Wir müssen uns anpassen, uns adaptieren. Nicht nur der Bürger, auch die Polizei.

Dass das Auto überhaupt ohne Licht losgefahren ist, war übrigens ein Bedienungsfehler eines vorherigen Nutzers. Damit so etwas künftig nicht mehr vorkommt hat Cruise seinen Autos ein Software-Update verpasst. Denn nicht nur Polizisten, auch die Fahrzeuge lernen noch dazu, bis das Zusammenleben von Mensch und Maschine reibungslos funktioniert. Digitaler Wandel halt.

Autonome Fahrzeuge, mit Sensoren und Bremsassistenten, die sich zudem, mit anderen Fahrzeugen auf der Straße unterhalten, sich abstimmen und gegenseitig warnen, werden in wenigen Jahren dafür sorgen, dass die Unfallrate immer weiter sinkt. Die Polizisten in Richmond werden also durch sie auch zu weniger Einsätzen mit Verletzten und Verkehrstoten gerufen werden. Toll, oder?

Abwarten, denn auch das wird zu Veränderungen führen. Zum Beispiel bei den Menschen, die dringend auf ein Spenderorgan warten. Denn der Straßenverkehr, einer der „Hauptzulieferer“ von Spender-Organen, wird seine „Liefermengen“ in den kommenden Jahren durch kluge Algorithmen der teilnehmenden Fahrzeuge immer weiter reduzieren.


Bildnachweis: Screenshot aus YouTube-Video von Justin Yan

 

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