Handy weg! Jetzt wird geschlafen!

Immer mehr Kinder, Jugendliche, aber auch Erwachsene kleben stundenlang am Handy oder vor dem Computer. Die Bildschirmzeit wird auch Dank Lockdowns immer größer. Ganz egal, ob wir dabei in Sozialen Netzwerken gefangen sind oder andauernd Computerspiele zocken.

Computerspiel-Sucht ist mittlerweile als Krankheit anerkannt. Seit Kurzem gibt es dafür eine offizielle Diagnose im aktuellen Katalog der Erkrankungen, dem ICD-11. ICD steht für »International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems«. Dabei handelt es sich um eine Art Liste aller bekannter Krankheiten, welche von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegeben wird und schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Der heutige ICD geht ursprünglich auf eine einheitliche Liste von Todesursachen zurück, auf die Statistiker im Jahre 1853 auf einem Kongress in Brüssel drängten.

Laut dem Eintrag zu Spielsucht in der aktuellen Version dieses Katalogs müssen die folgenden Kriterien erfüllt werden: Der Betroffene spielt mehr als 12 Monate sehr oft und lange, ohne damit aufhören zu können. Das Spiel ist wichtiger als alle anderen Hobbys, Schule, Freunde oder Familie. Die Sucht, sich stundenlang in Sozialen Netzwerken aufzuhalten, findet sich (noch) nicht im ICD. Es ist aber ein reales Problem.

Der Software-Entwickler Frederik Riedel hat deshalb mit »OneSec«, also »Eine Sekunde«, eine App entwickelt, mit der man zwar weiterhin seine Social-Network-Apps wie Twitter, Instagram und Facebook öffnen kann, der Start wird allerdings um ein paar Sekunden verzögert. Zudem erfährt man, wie oft man Instagram & Co. in den letzten 24 Stunden bereits geöffnet hat. Nicht wenige werden bei der Zahl erschrecken.

Ein Vater nahe der Ortschaft Messanges in Frankreich hat von der App vermutlich nichts gewusst. Er behalf sich anders, um seine Teenager-Kinder abends von Instagram & Co. weg zu kriegen. Er schaltete nachts das WLAN ab, besorgte sich einen sogenannten Jammer und störte damit das Mobilfunknetz im Haus, damit die Kids auch darüber nicht mehr ins Netz kamen. Die Teile kosten normalerweise um die 500€, bei wish kriegt man sie in chinesischer Qualität aber schon für 27€.

Dummerweise hielt sich das Gerät nicht an den Wunsch des Vaters, den mobilen Internetzugang nur im eigenen Haus zu stören. Es strahlte so stark, dass es den gesamten Mobilfunk bis ins Nachbardorf »ausschaltete«. Die zuständige Behörde Agence Nationale des Fréquences (ANFR) ermittelte den Mann als Ursache der Störung und zeigte ihn an. Denn wie in Deutschland ist auch in Frankreich der Einsatz von Störsendern illegal. Den Vater erwartet nun eine Strafe von bis zu 30.000 Euro oder sechs Monate Gefängnis.

Ich wünsche ihm von ganzem Herzen, dass er in den Knast muss. Im Knast sind Smartphones, Computer und somit der Zugang zu Sozialen Netzen nämlich verboten. Da hat er dann wenigstens seine Ruhe.

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