Ein Abo fürs Leben

Schon des Öfteren mussten Sie von mir lesen, dass ich der Meinung bin, dass es keinen Sinn ergibt, einfach Alles zu digitalisieren, was man digitalisieren kann. Gegen sinnvolle Dinge habe ich ja nichts. Jegliche Unterstützung von Menschen mit Einschränkungen ebenso wie smarte Lampen, Maschinen oder Öfen, die Energie sparen sind super. Aber eine Windel, die den Eltern auf der App mitteilt, dass das Baby da jetzt „etwas“ reingemacht hat … nun ja. Mir geht es auch nicht um den Spaßfaktor. Aber eine digitalisierte Windel heißt halt auch, dass in dieser neben Verdautem auch Plastik, Kupfer, Chips und vermutlich auch eine Batterie steckt. Da wird dann einmal reingeschissen und sofort alles weggeschmissen.

Viel ärgerlicher – und auch davon mussten Sie hier schon mehrmals lesen – finde ich den Trend zu Abos. Ein Abo für den Speicherplatz in der Cloud, ein Abo für Fußball am Freitag, ein Abo für Fußball am Samstag, eines für die Montagsspiele, ein Abo zum Musik hören, ein Abo zum Filme schauen, ein Abo für die Nachrichtenseite. SZ, Spiegel, BILD, Focus … jeder will monatlich Geld für die Plus-Artikel.

So richtig absurd wird es aber, wenn beides zusammenkommt. Wenn also etwas digitalisiert wird, das gar nicht digitalisiert werden muss – und dann auch noch ein Abo dazukommt.

So geschehen bei der Firma Klim, einem Hersteller für Motoradzubehör wie Helme, Handschuhe und Jacken. Klim hat Ende März ein Video veröffentlicht indem die Klim A-1, eine neue Airbag-Weste für Motorradfahrer, vorgestellt wird. Sobald ein Biker stürzt, bläst sich die Weste – wie ein Airbag im Auto – auf und schützt die Wirbelsäule, den Brustkorb und den Hals des Fahrers – und rettet so Leben.

Den Airbag in der Weste löst ein so genanntes Detection Modul aus, das mittels Sensoren und Algorithmen einen Sturz oder Unfall erkennt. Die Weste kostet 400$. Zur Freischaltung des Detection Moduls werden in der zwingend erforderlichen App weitere 400$ fällig – oder 12$ pro Monat im Jahresabo. Und das ist der Haken an dem aufblasbaren Teil. Wer das Abomodell wählt und mal einen Monat seine 12$ nicht zahlen kann, dem werden zwar noch 30 Tage Schonfrist eingeräumt. Danach stellt die smarte Weste – wie ein nicht gezahltes Netflix-Abo – aber ihren Dienst ein. Zwischen Aufprall und Aufschlag ziehen dann am inneren Auge des verunfallten Fahrers vermutlich nicht die wichtigsten Stationen des gleich endenden Lebens vorbei, sondern die Kontoauszüge. Denn wer das Abo nicht bezahlt hat, bezahlt das mit dem Leben.


Bildnachweis: Ausschnitt von Screenshot aus Werbevideo Firma Klim auf YouTube

 

 

2 Kommentare zu “Ein Abo fürs Leben

  1. Erinnert mich an den Film „Repo Man“ von 2010 mit Jude Law und Forest Whitaker. Wer da sein Abo nicht weiter bezahlen konnte, dem wurden die implantierten, künstlichen Organe rausgeschnitten. Echt fies! >.<

    Aber auch ein Abo-Modell für Herzschrittmacher wäre fatal. Hoffentlich kommt niemand auf diese Schnappsidee…

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