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Blindes Vertrauen in unsere elektronischen Helfer kann uns schon mal Zeit oder Geld kosten – oder im schlimmsten Fall sogar das Leben. Sie kennen bestimmt diese Zeitungsmelden: „Autofahrer vertraut Navi und landet in U-Bahn-Station“ Das kommt immer wieder vor und die Bilder, die solchen Boulevard-Meldungen oft beigefügt sind, sind echt zum Lachen. Da stehen ratlose Feuerwehrleute um ein verbeultes KFZ, das am Fuße einer Treppe im Untergeschoß des Öffentlichen Nahverkehrs „geparkt“ wurde.

Meistens ist es ja so, dass wir Menschen den Fehler machen – und nicht das Navi. Da war der Busfahrer, der 50 Belgier nach „La Plagne“ bringen sollte und im Navi das „La Plagne“ in den Pyrenäen wählte – statt das in den Alpen, wo die Skifahrer eigentlich hinwollten. Die Folge: 1.200km Umweg.

Oder wie die zwei Schweden, die auf die Insel Capri wollten – aber nach Carpi fuhren. Beides liegt in Italien – jedoch 657 km auseinander. Ein Unterschied der zwei Lokationen: Capri ist eine Insel im Meer, Carpi ein Industriegebiet in Norditalien. Das Touristenbüro von Carpi berichtete amüsiert davon, dass die Touristen eigentlich Capris berühmte blaue Grotte besuchen wollten und sich nicht wunderten, dass sie „weder eine Fähre noch eine Brücke nutzen mussten, um hierher zu kommen.“

Fast ähnlich ging es da einer Frau, die mit ihren Kindern ebenfalls auf eine Insel wollte – und zwar auf eine Dänische. Sie tippte jedoch statt dem Fährhafen „Puttgarden“ „Putgarten“ als Ziel ins Navi und fuhr deshalb auf die 380 km entfernte Insel Rügen. Da ist es zwar auch schön, allerdings gibt es von dort keine Fähre nach Dänemark.

Warum das blinde Vertrauen in elektronische Helfer nicht gut ist, zeigt der tragische Fall eines Mannes aus Siegen vom 12.August. Er war zum Wandern in den Berchtesgadener Alpen unterwegs und erklomm den Gipfel des Hohen Laafelds. Für den Rückweg suchte er sich einen anderen und in vielen Handy-App-Karten eingezeichneten Wanderweg aus. Das Problem: der Weg existiert so gar nicht. Der Mann stürzte in dem unwegsamen Gelände ab und starb.

Viel, viel glimpflicher bin ich selbst weggekommen, als ich mich letztes Jahr in Bologna auf „Google Maps“ verlassen habe. Die angezeigte Route führte mich mehrmals in verkehrsberuhigte Zonen und wieder raus – aber nie zum Ziel. Heute weiß ich, dass ich statt „Google Maps“ besser Apples „Karten“-App benutzt hätte. Die kennt den korrekten Weg und hat gerade in kleinen Orten viel bessere Daten als Konkurrent Google.

Der italienischen Verkehrsbehörde war das egal. Sie schickte mir für jede Einfahrt in eine verkehrsberuhigte Zone, in der ich Dank blinden Vertrauens auf Google war, aber nicht hätte sein dürfen, einen Strafzettel. Insgesamt habe ich damals fast 360€ an Tickets und Bearbeitungsgebühren bezahlt. Das entspricht in etwa einer Nacht im Luxushotel auf Capri – oder fünf Nächten im Truckerhotel im Industriegebiet von Carpi.

Strafzettel aus Bologna (bearbeitet)

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