Markiere alle Ampeln

Ich. Hasse. Sie. Diese 4×4-Bilder, bei denen ich alle Bildausschnitte ankreuzen soll, auf denen eine Ampel zu sehen ist. Wenn ich es falsch mache, dann öffnet sich die angesteuerte Webseite nicht. Und ich liege immer falsch. Immer. Und dann muss ich erst ein neues Rätsel lösen. Dieses Mal nicht mit Ampeln. Sondern mit Zebrastreifen. Und weil ich auch da falsch liege, gibt es eine weitere Aufgabe. Jetzt soll ich alle Busse markieren. Danach Brücken, Feuerhydranten oder Treppenstufen. Und ich werde es wieder falsch machen.

Gehört der Mast zur Ampel?

Ist auch kein Wunder. Muss man das Rechteck markieren, in dem ein winzig kleines Eckchen des Gehäuses einer Ampel zu sehen ist? Ein einzelner Grafikpixel, der für sich alleine genommen niemals als Ampel, Zebrastreifen oder Bus erkennbar wäre? Gehört er dazu oder nicht? Wie sieht es mit dem Mast aus, an dem die Ampeln hängen? Müssen auch diese Felder markiert werden? Ich weiß es nicht.

Captchas werden diese Tests genannt. Sie sollen Menschen von Maschinen unterscheiden, damit in sozialen Netzwerken nicht tausende Accounts maschinell erstellt werden können, die vollautomatisch extreme Meinungen posten können oder ein Netzwerk überfluten und lahmlegen. Es geht darum, Menschen reinzulassen und automatisierte Störenfriede auszusperren. Und bis jetzt hat das ganz gut funktioniert. Bis jetzt.

Ein Forschergruppe um Andrew Searles von der University of California in Irvine, USA hat in einer empirischen Studie moderne Captcha Verfahren getestet. 1.400 Menschen versuchten sich an 14.000 Captchas. Das gleiche taten dann mit Künstlicher Intelligenz verknüpfte Bots. Die Ergebnisse waren ernüchternd. Je nach Typ des zu lösenden Captchas lagen die Bots zu mindestens 85% richtig. Bei einigen Captchas erreichten Sie sogar unglaubliche 100% Genauigkeit beim Lösen. Die Menschen hingegen schafften gerade mal 50-85% – und waren zudem noch langsamer als ihre digitalen Kontrahenten. Captchas ergeben also einfach keinen Sinn, um Bots von Webseiten auszusperren. Schafft sie also ab.

Obwohl … wir können den Spieß auch einfach umdrehen. Lasst nur die rein, die falsch liegen, wenn Sie Ampeln, Hydranten oder Zebrastreifen markieren sollen. Lasst nur diejenigen auf Eure geschützten Webseiten, die nicht erkennen können, ob dieses blassblaue Gekrakel ein großes P oder ein kleines p darstellen soll – oder ein O oder Q. Wenn einer im bunten Pixelmatsch fälschlicherweise ein S statt einer 5 erkennt, lasst ihn durch. Lasst nur die rein, die Fehler machen und minutenlang grübeln. Die, die schnell und perfekt sind, sind Bots und irgendwelche KI-gesteuerten Skripte. Die Fehler sind es, die uns menschlich machen!

5 Kommentare zu “Markiere alle Ampeln

  1. Das ist ein genialer Artikel und spricht mir fast aus der Seele!!
    ABER: Ich muss unten auch ein Captcha ausfüllen,
    was ich 3x aktualisieren musste, um es zu erkennen….. ;-)

  2. Ist ja auch kein Wunder. Mit diesen Captchas trainieren wir ja die KI, die später die Rätsel besser lösen kann als wir.

  3. Mir spricht der Artikel ebenfalls aus der Seele. Bitte, bitte abschaffen diese nervtötenden Zum-Aus-Der-Haut-Fahren-Tools! Nicht nur, dass man nicht weiß, was man alles oder eben nicht alles anklicken soll, sind teilweise die durchgestrichenen verpixelten Zahlen- und Buchstabenkombinationen auch noch unleserlich. Wenn dann solche Blindfische wie ich dann sowas ausfüllen müssen, braucht man ewig, um sich einzuloggen. Es ist lästig, mMn unnötig und sicher(er) ist es auch nicht. Manchmal habe ich das Gefühl, es liegt Kalkül dahinter, um grade bei seriösen Gewinnspielen von vorneherein ausgemustert zu werden. Moment mal, gibt es überhaupt seriöse Gewinnspiele?

  4. Dito, echt schlimm die Captchas ^^“
    Früher war es sogar noch schlimmer. Hatte ich da ein Captcha falsch beantwortet, kam es auch schon mal vor, dass das ganze Formular gelöscht wurde. Also Daten und Text und alles neu eintippen. Voll meh!

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