Ich habe extra mal nachgezählt. Es sind genau 140 Stück. Etwa 17 davon nutze ich regelmäßig. Weitere 12 hin und wieder. Und die restlichen 111 schleppe ich mit mir rum, weil ich sie irgendwann ein einziges Mal genutzt habe. Oder weil ich sie vielleicht irgendwann einmal eventuell gebrauchen könnte. Man weiß ja nie.
2008 stellte Apple den Appstore vor. Damit begann der Siegeszug von Angry Birds, Temple Run und Cut the rope. Der AppStore ermöglicht es den Usern für wirklich kleines Geld (ab 99 Cent) hunderte neue Programme – Apps – aufs Handy zu laden. Auch wenn Apple (und auch Google mit seinem PlayStore) einen beträchtlichen Teil des Umsatzes (meist 30%) einbehält, kann man als Entwickler reich werden. Dong Nguyen, der Programmierer von Flappy Bird, verdiente in der Boomzeit des Spiels durch Downloads im AppStore etwa 50.000 Dollar – täglich.
Doch zurück zu meinen 140 Apps auf dem Handy. Eigentlich ist das ein Wahnsinn. Und es werden immer mehr. Mittlerweile verlangt auch meine Krankenkasse, dass ich eine App habe. Und wenn ich in der Drogerie oder im Supermarkt nicht zu viel bezahlen will, muss ich die richtige App auf dem Handy haben. Also die von Rewe, Edeka, Lidl, Netto, DM, Rossmann oder Müller. Und rund ein Dutzend weitere sind es, wenn ich reise: ShareNow, emmy, Bolt, Lime, Tier, Bird, Miles, FreeNow, Taxi.eu und DB. Dazu kommen die Apps von Lufthansa, Eurowings, Sixt, Europcar, HRS und airBnB.
Um diesen Irrsinn wieder einzufangen, hat die Deutsche Telekom auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona ein Pilotprojekt vorgestellt. Ein Smartphone, das komplett ohne Apps auskommt. Das klingt auf den ersten Blick nach einem verdammt langweiligen Telefon – doch es kommt anders. Anstatt in Apps zu tippen, zu klicken oder zu wischen spreche ich nur noch mit dem Telefon. Eine Künstliche Intelligenz, „Concierge“ genannt, erledigt dann alles für mich. Muss ich einen Flug buchen, sucht der „Concierge“ den passenden raus – und bucht auf Wunsch auch gleich. Benötige ich ein Geburtstagsgeschenk, schlägt mir der „Concierge“ diverse Ideen vor, die zu Alter und Vorlieben passen. Und wenn ich will, wird es auch gleich im günstigsten OnlineShop bestellt. All das, ohne App der Fluggesellschaft oder des Online-Shops. Auf einem im wahrsten Sinne des Wortes appgespecktem Smartphone.
KI wird meines Erachtens die Bedienung des Internets, von Computern und Smartphones so dramatisch revolutionieren, wie der Touchscreen das Mobiltelefon veränderte. Der Prototyp der Telekom hat zwar noch Macken und kann derzeit noch nicht viel, aber das wird sich vermutlich sehr schnell ändern. So, und nun werde ich diesen Artikel auf meinen Social-Media-Kanälen bewerben. Natürlich nutze ich dazu die passenden Apps auf meinem Handy: Twitter bzw. X, Instagram, Threads, LinkedIn, Bluesky, XING, Facebook und TikTok. Vielleicht sind die bald Schnee von gestern.
Ja genau, die KI „Concierge“ schlägt dann vorzugsweise Produkte und Lösungen der Unternehmen vor, die sich aufgrund ihres Werbebudgeds am besten im WWW postionieren können. Ich gehe mal davon aus, dass ein Unternehmen aus Amazonien da ganz vorne mitspielt. Ebenso die großen Globalplayer bei denen es auf ein paar Millionen hin oder her nicht ankommt. Die kleinen Unternehmen mit vielleicht besseren Produkten oder Lösungen bleiben vermutlich auf der Strecke, da sie sich die teueren Werbemaßnahmen nicht leisten können oder wollen.
Mir gehen diese tausende Apps auch auf den Geist, aber nicht immer ist KI die bessere Lösung. Das sieht man am Besten, wenn man in den sozialen Medien einen rassischtischen oder beleidigenden Beitrag meldet und die Meldung erst nach Widerspruch und der daraus resultierenden Kontrolle durch ein menschliches Wesen positiv beschieden wird.
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