Andere Länder, andere Sitten

Wenn man Autos verkaufen will, dann muss man aufpassen und fremde Länder und Sitten achten! Der Mitsubishi „Pajero“ hieß in Nordamerika und spanischsprachigen Ländern eben nicht „Pajero“, weil das spanische Wort „Pajero“ umgangssprachlich „Wichser“ heißt. Damit man also niemanden vor den Kopf stößt, muss man aufpassen. Nicht nur bei Autonamen, auch bei Videos kann das passieren.

Wer bei YouTube ein Video ansieht, der erkennt, dass dieses in der URL eine elfstellige Buchstaben-Ziffern-Kombination aufweist. Das ist kein Name, sondern eine Zufallszahl, die nur nicht im gebräuchlichen Dezimalsystem zählt. Ähnlich wie das Hexadezimalsystem, das aus 16 Zeichen (0..9 und A..F) besteht, nutzt YouTube ein System aus 64 Zeichen (0..9 und A..Z dann a..z sowie das Minus und den Unterstrich). Wie wunderbar im YouTube Video mit der Nummer gocwRvLhDf8 von Tom Scott erklärt wird, sind durch die Base 64-Zählweise bei elf Stellen sage und schreibe 73.786.976.294.838.206.464 eindeutige Videos möglich. Ein paar dieser Nummern wird YouTube aber freiwillig nicht nutzen. Nämlich all die nicht, bei denen die Buchstaben ein schlimmes Wort ergeben. Ein Video mit der Nummer fuCk-YoUaLL ist nicht verfügbar, religiöse Begriffe werden sich dort ebenfalls niemals finden lassen. Selbst UPS passt bei seinen Paketnummern auf, dass keine Worte entstehen.

Nicht nur Worte können schlimm sein, auch die unterschiedlichen Sitten in Ländern sollte man beachten. Mercedes hat letztens auf Instagram eine Werbung mit dem Spruch „Betrachte die Lage von allen Seiten, und Du wirst offener werden.“ veröffentlicht. Herrjeh – was für ein Fauxpas. Da hat wieder einer vergessen, dass Instagram wegen diesem Internet auf der ganzen Welt aufgerufen werden kann. Und blöderweise ist der Spruch vom Dalai Lama, der in China sowas wie ein Staatsfeind ist.

Mercedes sah sich umgehend einem Shitstorm und Beschimpfungen chinesischer Medien ausgesetzt. Man muss ja soooo aufpassen.

Allerdings kann man es auch nicht jedem Recht machen! Denn: Mercedes erntet nun auch massive Kritik aus westlichen Ländern. Weil sie die Werbung mit dem Spruch des Herrn Lama auf Instagram umgehend gelöscht haben und sich bei China, wie es im Land des Lächelns nun mal üblich ist, demütig entschuldigt haben, wird Mercedes jetzt Feigheit und beschämende Unterwürfigkeit vor der Diktatur vorgeworfen. Meiner Meinung nach ist das Absurde an der Aktion nicht die peinliche Löschung, sondern dass Instagram in China aufgrund der Zensur komplett geblockt ist – und die Werbung von Mercedes dort eh keiner sehen konnte.

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