Wir sehen uns gestern!

Fast auf den Tag genau vor elf Jahren gab es in Cambridge eine der exklusivsten Partys der Welt. Der 2018 verstorbene Physiker Stephen Hawking hatte am 28. Juni 2009 zu einer der exklusivsten Partys eingeladen, die es jemals gab. Die geladenen Gäste waren aber keine Promis, die sich in den Klatschspalten von BUNTE oder BILD wiederfanden. Hawking wollte statt über Social Media lieber – wen wundert’s – über Physik sprechen.

Eines der Themen, die Hawking damals besonders interessierten, war die Krümmung des Raum-Zeit-Kontinuums. Albert Einstein hatte die Theorie geäußert, nach der man in der Zeit zurückreisen könne, wenn man Raum und Zeit nur stark genug „krümmen“ würde. Ein Gebiet der Physik sicherlich, auf dem nur wenige Wissenschaftler in aller Tiefe – und auf Hawkings Niveau – diskutieren konnten. Daher kamen als Gäste nicht die Kardashians in Frage, sondern nur die Crème de la Crème der Physik-Professoren auf der ganzen Welt.

Die Einladung zu dem Treffen war ein wenig seltsam. Sie enthielt zwar Datum und Uhrzeit, aber keinen Raum oder eine Gebäudebezeichnung auf dem Universitätsgelände. Stattdessen gab es nur GPS Koordinaten. Hawking verschickte sie unter anderem an Universitäten auf der ganzen Welt. Gedruckt war das Einladungsschreiben pompös und mit Schnörkeln auf dickem Papier. Gerade so, als hoffe Hawking, das Treffen wäre für die Nachwelt derart wichtig, dass selbst die Einladung in hundert Jahren noch in Museen ausgestellt werden würde. Damit sollte er übrigens Recht behalten. 2013 wurde sie mit anderen Hawking Devotionalien vom Auktionshaus Christies zum Kauf angeboten.

Hawking mietete für den 28.Juni 2009 standesgemäß einen schönen Raum und bestellte ein Buffet. Auf einem Video sieht man den genialen Wissenschaftler in seinem Rollstuhl sitzen, inmitten von bunten Luftballons und Gläsern mit perlendem Champagner, während er auf seine Gäste wartet. Wer aber dachte, dass Professoren aus aller Welt zur Party eintreffen würden, wurde enttäuscht. Denn tatsächlich erschien kein einziger Mensch zu der Feier. Hawking blieb ganz alleine. Das Buffet wurde irgendwann wieder abgeräumt und der Champagner wieder eingepackt.

Hawking war aber gar nicht enttäuscht. Er fand es auch nicht wirklich verwunderlich, dass er am Abend des 28.Juni 2009 alleine blieb. Er hatte ja schließlich keine Wissenschaftler eingeladen, sondern Zeitreisende aus der Zukunft. Wieso sollte er mit anderen Theoretikern über Zeitreisen diskutieren, wenn es – vielleicht – irgendwann Menschen geben wird, die tatsächlich in die Vergangenheit reisen können und ihn heute besuchen könnten?

Falls also jemand aus der Zukunft in einem Museum die Einladung Hawkings auf dem dicken Papier sehen sollte,  vielleicht kommt dann ja einer, um Hawkings „Party für Zeitreisende“ im Jahr 2009 zu besuchen. Aber leider … an diesem Tag war dann doch niemand in die Vergangenheit gereist. Professor Hawking blieb alleine mit seinem Buffet und dem perlenden Champagner. Aber alles kein Problem, denn Hawking hatte ja noch was zu tun. Er musste ja noch die Einladung zur Party verschicken – was er ein paar Tage danach dann auch tat.


Nachtrag: Dass Professor Stephen Hawking Zeitreisen für möglich hielt, sieht man auch an einer anderen kuriosen Meldung. Zur Teilnahme an der Trauerfeier zu Hawkings Tod am 14. März 2018 musste man sich namentlich registrieren und dabei auch sein Geburtsdatum angeben. Das Internetformular ließ es zu, beim Jahrgang bis 2038 auszuwählen.


Bildnachweis: Screenshot der Christies Auktion

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