Am kommenden Samstag, dem 23.März, werden viele Digital Natives auf die Straße gehen und gegen die Zerstörung des Internets protestieren. Diese Menschen wehren sich gegen den von alten Männern ohne Ahnung eingebrachten Artikel 13 der neuen EU-Urheberrechtsrichtlinie. Dieser soll verhindern, dass die so genannten YouTuber urheberrechtlich geschützten Inhalt online stellen können und die großen Plattformen wie YouTube daran auch noch verdienen. Haben Sie jetzt nicht verstanden? Kein Problem! Ich erkläre die fetten Begriffe mal auf meine Art.
Das Urheberrecht stellt sicher, dass kreative Menschen, die einen Text verfasst, ein Bild gemalt, etwas fotografiert oder einen Film gedreht haben, auch etwas verdienen (können). Es verbietet nämlich, dass irgendwer ohne Zustimmung/Bezahlung deren Werk nimmt und online stellt – sei es auf Twitter, YouTube oder sonst wo. Das Urheberrecht gibt es schon seit Jahrzehnten, wer sich nicht daran hält, wird auch heute schon bestraft.
Die Digital Natives sind junge Menschen. Also die, die schon mit Tablet aufgewachsen sind. Die, die permanent aufs Smartphone starren und deshalb gar nicht mitbekommen, dass im Bus ein heißer Feger neben ihnen sitzt. Es sind diejenigen, die noch nie Telefonnummern auswendig lernen mussten. Und auch die, die versuchen den Guppi im Aquarium mit der zwei Finger Geste groß zu zoomen, um ihn besser sehen zu können.
YouTuber sind ihre Stars! Sie sind die Thomas Gottschalks und Iris Berbens der Digital Natives. Aber im Gegensatz zu Gottschalk und Berben kann man denen jederzeit zuschauen und muss nicht bis nächsten Samstag 20:15 im ZDF warten. Die allermeisten von ihnen achten übrigens heute schon, genau wie das ZDF, penibel auf das Urheberrecht.
Die alten Männer ohne Ahnung sind Menschen wie Axel Voss von der CDU. Er will mit Artikel 13 bei Urheberrechtsverletzungen anstelle der YouTuber nun die Plattformen selbst in die Haftung nehmen. Damit das bei den Massen an Videos und Bildern geht, müssen die YouTube, Google & Co. Uploadfilter einsetzen, also automatisierte Algorithmen, die das Video/Bild beim Hochladen schon analysieren. Aber, diese Filter werden regelmäßig falsch liegen, weil sie z.B. Parodien nicht erkennen oder ein Werk durch Hintergrundmusik falsch zugeordnet wird. Aus Angst vor Strafzahlung wird so eher zu viel geblockt, als zu wenig.
Die Umsetzung von Artikel 13 wird deshalb faktisch kommerzielle Interessen über die freie Meinungsäußerung heben. Und dagegen demonstrieren die Digital Natives am 23.03. – und nicht gegen den „Schutz von Urheberrechten“. Mit ihnen protestiert übrigens auch ein alter Mann … mit Ahnung. Wir sehen uns?!
Hier eine Übersicht über die Demo-termine und Orte:
Hallo Tobi,
dafür komme ich jetzt nicht extra nach München… In Köln gab es ja am 16.02. schon eine Demo.
Alle Temine unter https://savetheinternet.info/demos
Ich füchte aber, dass wird – wie so oft mit Brüssel – nichts bringen. Die Content-Industrie hat in Brüssel ganze Arbeit geleistet und die Herrschaften werden sich sicher nicht trauen sich jetzt gegen ihre Freunde zu wenden. Die haben ja nicht umsonst dafür gesorgt, dass die Abstimmung noch vor der Europawahl stattfindet. Sonst könnte es nämlich passieren, dass die Leute, die man jetzt „überzeugt“ hat, nicht mehr dabei sind. Aber dazu müssten mehr Menschen an den Wahlen teilnehmen als sonst.
Unter https://saveyourinternet.eu/de/ kann man sehen wie der Vertreter seines Wahlkreises dazu steht.