Rowdies

Grad hab ich mal nachgesehen, was ich an Steuern für mein Auto zahle … da ist mir kurz schwindelig geworden. Exakt 368 Euro pro Jahr, nur KFZ-Steuer … wow, ganz schön viel. Ist halt über acht Jahre alt das Auto. Und noch gänzlich ohne Elektromotor, Hybrid oder sonst was umweltschonendes – und steuersenkendes. Dazu kommt dann noch die Versi- cherung und natürlich der Sprit. Läppert sich ganz schön, so ne Karre. Fährt man eh nur notwendige Strecken, bleibt wenig Spielraum zum Sparen. Außer bei den Strafzetteln. Da könnte man sparen.

2017 wurde ich mal geblitzt. Im Mietwagen. Auf der Autobahn. Ganz ehrlich … ich hab das Schild nicht gesehen. Bin sogar noch einmal zurückgefahren, um es zu suchen. Es war da … wenn auch netterweise rechts am Straßenrand, während man nach links den Schulterblick macht, um zu prüfen, ob man einscheren kann.

Grüße an die Polizei in Brandenburg am Kreuz Uckermark :-) 80 Euro hat das gemacht. Dann kamen noch irgendwann einmal drei, vier Knöllchen vom Falschparken in dem Jahr dazu. Pi mal Daumen dürften das 2017 also über 120 Euro an Strafen gewesen sein. Das ist fast ein Drittel meiner KFZ Steuer.

Muss aber nicht sein. Wenn man sich an die Regeln hält. In der Stadt immer schön 50 fah- ren. Kein Strafzettel! Immer nur auf ausgewiesenen Parkplätzen parken. Kein Strafzettel. Auf der Autobahn rechts fahren und auf die Geschwindigkeit achten. Kein Strafzettel. Wenn einer von Rechts kommt, Vorfahrt einräumen. Schwupps. Wieder kein Strafzettel. Letztes Jahr, also 2018, habe ich keinen einzigen Cent wegen Verkehrsverstößen gezahlt. Null. Hab mich halt an die Regeln gehalten.

Aber an Regeln halten, ist offenbar nicht jedermanns Sache. Es gibt ja auch die Rowdies, denen es egal ist, wieviel Strafe sie zahlen. Und ich rede dabei gar nicht nur von den Rowdies auf der Straße. Ich meine die Rowdies im Internet. Nein! Nicht die Trolle, die mit ihrem Müll alle Kommentarspalten vollSPAMen. Ich meine die wahren Rowdies im Internet. Google! Und Amazon!

Google (bzw. die Konzernmutter Alphabet) hat 2018 laut Berechnungen des britischen Magazins Computing zufolge nämlich mehr Strafen (5,1 Milliarden $) bezahlt, als Steuern (4,2 Milliarden $). Solche Rowdies! Und bei Amazon bin ich mir auch sicher, dass irgendein Paketauto mal im Halteverbot stand. Bei Amazon hat ein einziges Parkknöllchen gereicht, um mehr Strafen zu zahlen, als Steuern. Amazon hat nämlich auf 11,2 Milliarden Dollar Gewinn keinen einzigen Cent Steuern bezahlt. Die könnte man jetzt als kluge Köpfe bezeichnen, die Steuerschlupflöcher ausnutzen. Ich nenne sie Rowdies!

Ein Kommentar zu “Rowdies

  1. Man könnte es auch „neue Feudalherren“ nennen.
    Wenn man sich die Forbes-Liste so anschaut hat Jeff Bezos alleine ein Vermögen von etwa 1/3 des gesamten Jahreshaushalts der Bundesrepublik.
    Die Top 4 der Liste zusammen dürften also in etwa soviel besitzen wie der Bundeshaushalt.
    Nun sind wir 80 Mio, darunter mehrheitlich brave Steuerzahler und es gibt eine Handvoll dieser Rowdys… die allerdings nichtmal ernsthafte Konsequenzen für das Verhalten zu erwarten haben.
    Ich zu benehmen wie die Axt im Walde und jeden, also wirklich jeden noch so schmutzigen Trick zu nutzen um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen, gilt doch heute im Neoliberalismus als „en vogue“… man wäre ja blöd wenn man es nicht tut….
    Warum sollte also Ein Konzern wie Amazon steuern zahlen wenn es sich vermeiden lässt? Unternehmen sind per Definition keine Entitäten die für die Wohlfahrt oder die positive Entwicklung der Menschheit einstehen, sondern sie sollen Profit machen. Monetären und Strategischen Profit.
    Und zwar bitteschön bis ins Unendliche.
    Bei dieser Zielsetzung ist doch absehbar dass das irgendwann zum Crash mit der Realität führt, in der es erstens keine Unendlichkeit gibt und zweitens nur funktioniert wenn mehrere zusammenarbeiten… man muss also den anderen auch ein paar Brotkrümel übrig lassen… sonst ist man ganz schnell alleine auf dem Gipfel des Olymp…

    Dazu kommt dass diese Rowdys Nomaden sind, die sich einfach da niederlassen können wo es am bequemsten ist, während Parlamente und Regierungen lokal beschränkt sind. Das nennt man „Globalisierung“ – Und das ist langfristig im Prinzip nichts anderes als der Ausverkauf des Planeten an diese Art elitärem Rowdy. So lange bis sie an die Tür klopfen und sagen „ihr müsst ausziehen, ich habe das ganze land gekauft und will euch hier nicht mehr sehen…“
    Vielleicht geht dann dem einen oder anderen das Licht auf was die Crux daran ist wenn man Macht (und Geld) auf wenige einzelne konzentriert… Das hatten wir eigentlich schonmal, damals hieß es Feudalismus

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