Online Shopping im Brexit

Je nachdem, welchen Zahlen man so traut, wurden 2018 allein in Deutschland etwa 63 Milliarden Euro über Online-Shops umgesetzt. Das war eine Steigerung von 10% gegenüber dem Vorjahr und es scheint auch 2019 so weiterzugehen. Immer mehr Einkäufe laufen über das Internet. Die Begleiterscheinungen sind gehetzte Paketfahrer, die überall in zweiter Reihe parken. Und Rentner, die nach Jahren der Isolierung plötzlich sogar mit den Studenten der WG im Haus per Du sind, weil sie deren Amazon Schachteln annehmen, während die noch ihren Rausch vom Vorabend ausschlafen.

Die Entwickler und Betreiber von Online-Shops müssen in naher Zukunft wohl die ein oder andere Überstunde machen. Und das liegt am Brexit. Ganz egal, wie der jetzt ausgeht und ob mit oder ohne Deal, sobald England aus der EU ist, wird es mindestens Änderungen im Umgang mit Zollpapieren und der Umsatzsteuer geben. Wer nach England verkauft, muss auf jeden Fall sein System anpassen. Ich bin ja gespannt, wie das in der Stunde Null abläuft. Ich glaube ja, dass es Chaos geben wird in den ersten Tagen, weil Pakete zwar vor dem Brexit (also noch innerhalb der EU) abgeschickt wurden, aber erst nach dem Brexit an der Grenze ankommen.

Vielleicht sehen wir sogar Bilder, wie wir sie von den Apple-Stores her kennen. Sie wissen schon: „Seht her, das ist der weltweit erste Käufer eines iPhones“ und ein Mann hält stolz sein neues Smartphone in die Kameras. Vielleicht trägt bald ein britischer Zöllner das Erste in das nicht-mehr-EU-Mitglied UK eingeführte Paket nach draußen zu den wartenden Fotografen. Irgendeine Schachtel wird garantiert die Erste sein.

Apropos Erster … und Online-Handel. 2010 hat ein gewisser Laszlo als erster Mensch überhaupt Waren per Bitcoin bezahlt. Laszlo bezahlte zwei online bestellte Pizzen und übertrug damals 10.000 Bitcoin. Das entspricht heute rund 72 Millionen Euro und ich gehe jede Wette ein, dass es eine normale Pizza war und nix mit Trüffeln oder Kaviar.

Die erste jemals als e-Commerce verkaufte Ware ging dann in New Hampshire, USA, über den virtuellen Ladentisch – und es war ausnahmsweise keine Pizza. Dan Kohn verkaufte am 11.August 1994 über seine Webseite NetMarket eine CD und ließ sich diese „online“ per Kreditkarte bezahlen. Es handelte sich um eine CD von Sting („Ten Summoner’s Tales“). Ein zeitloser Künstler, der auch so Strophen wie „The flower of England, face down in the mud“ geschrieben hat. Und schon muss ich wieder an den nahenden Brexit denken. Lang lebe Europa.

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