Nachschub

Allein bei mir vergammeln in diversen Schubladen vermutlich ein halbes Dutzend alter Handys, die eigentlich noch funktionieren – oder leicht wieder gangbar gemacht werden könnten. Selbst wenn moderne Games mit aufwändiger Grafik auf ihnen nicht mehr laufen würden, für rudimentäre Dinge wie Internetsurfen, Messengerdienste oder E-Mail taugen sie vermutlich noch. Doch es gibt einen Haken: Auch wenn die Hardware noch geht, heißt das noch lange nicht, dass man alte Smartphones noch nutzen kann.

Die Hersteller der Betriebssysteme unterstützen alte Smartphones nämlich nicht mehr und stellen irgendwann keine Updates für das Betriebssystem zur Verfügung. Da sich Apps wie WhatsApp aber ständig weiterentwickeln und aktuelle Funktionen des Betriebssystems nutzen (müssen), bedeutet das zwangsläufig, dass alte Geräte mit altem Betriebssystem zwar noch starten … man kann aber praktisch nichts mehr mit ihnen anfangen, weil die Apps nicht mehr funktionieren – außer den Systemtools wie dem Taschenrechner vielleicht.

Die Folge sehen Sie in meinen Schubladen. Da liegen alte Handys rum, die zwar noch laufen, aber nicht mehr funktionieren dürfen. Jetzt muss man allerdings auch sagen, dass es vermutlich unmöglich ist, alle Smartphonetypen und -modelle für Jahre oder gar Jahrzehnte mit Updates auszustatten und am Laufen zu halten. Irgendwann ist das wirtschaftlich einfach nicht mehr zu vertreten. Aktuell treffen aber die Hersteller die Entscheidung, wann es so weit ist. Und ehrlich gesagt ist das nicht ganz so glücklich. Denn die Hersteller wollen neue Geräte verkaufen. Und das geht besser, je mehr und je schneller alte Geräte nicht mehr funktionieren. Ein Schuft, wer denkt, dass deshalb der Zeitraum, in dem ein Gerät unterstützt wird, (unnötig) kurz ausfällt.

Das könnte sich nun aber ändern. Die EU möchte strengere Regeln zu Haltbarkeit und Reparierbarkeit von Handies einführen. Und die Deutsche Bundesregierung will den EU-Vorschlag sogar noch strenger fassen. Das Bundeswirtschaftsministerium will sich dafür einsetzen, dass für jedes Smartphone Sicherheitsupdates und Ersatzteile sieben Jahre lang verfügbar sind. Ein Branchenverband, der die großen Hersteller Samsung, Apple, Google, Huawei und Motorola vertritt, findet das viel zu lang. Drei Jahre für Sicherheitsupdates seien ausreichend, heißt es. Und bei den Ersatzteilen würden doch Akkus und Displays ausreichen – alles andere hat keine Nachfrage.

Sie merken schon, da wird gleich wieder getrickst und geschachert. Gut, dass die Bundesregierung daher eine weitere Forderung in den Ring wirft. Die Ersatzteile müssen innerhalb von maximal fünf Tagen lieferbar sein. Nicht, dass sich jemand gedrängt fühlt, sich ein neues Handy kaufen zu müssen, weil die Ersatzteillieferung immer mit der Postkutsche geliefert wird.

4 Kommentare zu “Nachschub

  1. Ich finde das richtig gut. Die Rohstoffe werden knapp, da sollte man das fordern und fördern, dass alte Handys weiterhin nutzbar sind.

  2. Ein weiterer Grund, warum auch bei mir inzwischen mehrere ausgemusterte Smartphones in der Schublade ihr trauriges Dasein fristen, liegt darin, dass ich – obwohl ein technisch affiner Mensch – noch keinen einfachen und wirklich sicheren Weg gefunden habe, meine persönlichen Daten von den Geräten zu löschen.
    Bleibt noch die physische Zerstörung und Zuführung zum Recycling, um wenigstens die Rohstoffe zu retten. Kennt jemand einen zuverlässigen Dienstleister hierfür?

    • Für die sichere Löschung gibt es mittlerweile spezielle Software. Die ist meist aber eher für IT-Dienstleister gedacht, die den Endkunden diesen Service dann anbieten können. Ich hab das früher immer so gemacht: SD-Karte aus Smartphone raus, (wenn noch nicht passiert) Smartphone verschlüsselt, Smartphone auf Werkseinstellungen zurückgesetzt, eingerichtet (ohne sich irgendwo anzumelden), wieder verschlüsselt und am Ende ein Video erstellt vom Heizraum im Keller, bis der Speicher voll war. Spätestens da waren alle alten Daten überschrieben. Jetzt noch einmal auf Werkseinstellungen gesetzt und beim Starten des Assistenten ausgeschaltet.

      Recyclen lassen kannst du es z.B. über die Telekom, die nehmen die Geräte kostenlos an. Oft kann man sie auch beim Recyclinghof abgeben. Die sollten mit dem Elektroschrott ja ordentlich umgehen.

  3. Was nützt es mir, wenn ich ein Gerät über Jahre reparieren kann, wenn es aber nicht mehr nutzbar ist.
    Ich habe auch noch ältere Geräte in der Schublade. Die eigeneten sich immer hervorragend um zu Testen, ob z.B. die SIM-Karte noch funktioniert.

    Oder auch gerne mal als „Veranstaltungs-Handy“, wo es egal gewesen wäre, wenn es geklaut würde.

    Aber mit der Abschaltung von 3G und der Umstellung der Telefonie auf VoLTE, geht selbst das damit nicht mehr.

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