Können Sie sich noch an die Autos von früher erinnern, als die Anzeigen im Armaturenbrett noch analog waren. Wie bei einer alten Uhr drehten sich Zeiger im Kreis und deuteten auf Zahlen für Geschwindigkeit und Drehzahl. Das modernste damals in der Schaltzentrale meines ersten Autos war die digitale Uhr, die in etwa so groß war, wie das Display meiner Casio Armbanduhr. Rechts daneben war dann die Steuereinheit – mit Knöpfen zum Drücken, Rädchen zu Drehen und Schieber zum Schieben. Hier wurde die Heizung geregelt und das Radio eingestellt.
Heute ist das anders. Vor dem Fahrer ist ein kleiner Monitor im Armaturenbrett eingelassen. Hier werden neben der Drehzahl und der Geschwindigkeit noch andere Dinge wie Navi-Karte, Musikauswahl, Handyempfang, Außentemperatur, die Sitzbelegung der Rückbank samt Gurtstatus, die Restreichweite des Kraftstoffs, der Reifendruck und der aktuelle Winkel von einem Sack Reis in China eingeblendet.
Heute drückt, dreht und schiebt niemand mehr. Es gibt heute Touchdisplays. Da wischt man fast nur noch mit dem Finger über ein iPad-ähnliches Tableau. Das hat natürlich Vorteile.
Bei manchen Fahrzeugen kann man Funktionen wie z.B. die Sitzheizung auch noch nach dem Kauf freischalten lassen. Da muss man dann nicht mal mehr in die Werkstatt, um sich einen neuen Schalter einbauen zu lassen. Mit einem Update ist die Funktion „eingebaut“ und der Hitzeregler fürs Gesäß wird einfach im Display eingeblendet – und mit einem Wisch, wird‘s unten warm.
Aber wie bei „Apple vs Android“ sind die Menüs und Buttons je nach Hersteller komplett unterschiedlich angeordnet und versteckt. Wer sonst BMW fährt, sucht sich in einem VW Golf erst einmal den Wolf und dreht bei einem Franzosen erst recht am Rad, wenn warm (bei der Heizung) andersrum ist. Die schwedische Automobilzeitung ViBilägare hat daher einen Test mit elf KFZ-Modellen gemacht, um zu schauen, welches Touchdisplays einfach und intuitiv zu steuern sind. Die Probanden mussten dazu mit 110 km/h eine Strecke entlangfahren und dabei vier Aufgaben lösen wie z.B. die Klimaanlage regeln und das Radio einstellen. Gemessen wurde, wie lange das dauert und welche Strecke man dabei (abgelenkt und aufs Display schielend) zurücklegt.
Die Ergebnisse sind teilweise beängstigend. Im schlimmsten Fall (ein MG) benötigten die Tester 44,9 Sekunden und legten dabei unfassbare 1.372 Meter im Blindflug zurück. Im VW waren es bessere 786 Meter, im Mercedes sogar nur 606 Meter. Das beste Ergebnis im Touchdisplay-Test erreichte ein Dacia mit 414 Metern. Dacia sind die günstigen Autos, die nur das Nötigste haben, was man wirklich braucht. Vermutlich waren auf dem Display daher keine dutzende Buttons und Menüs angeordnet, sondern nur An/Aus.
Außer Konkurrenz fuhr übrigens noch ein Volvo V70 aus dem Jahr 2005 mit. Der Elch lieferte mit 306 Metern das mit Abstand beste Resultat ab und hätte den Klimaanlagen-/Radio-Einstell-Test gewonnen. Das Ergebnis zählt nur nicht, weil dieser Volvo noch gar kein Display hatte – sondern echte Knöpfe, Regler und Schieber zum Drücken, Drehen und Schieben.
Bewusst unleserlich das Ergebnis. Wer Details wissen will, geht zur Seite von ViBilägare
Hallo Tobias, der mit dem Sack Reis und dem exakten Winkel war so gut das ich mal meine Anerkennung aussprechen muß. Da sieht man auch mal wieviel „interessante Dinge, zum Fahren sehr wichtig“ in dem Display sind. VW sagt, scheibt wenigstens, wenn Sie Einstellungen vornehmen wollen bitte bei stehenden Fahrzeug.
Danke sehr für die freundliche Rückmeldung!
Herzliche Grüße, Tobias Schrödel
:-)