Ihr Paket steht am gewählten Abstellort

Letzte Woche habe ich Ihnen an dieser Stelle von „Spot“ erzählt, dem Roboterhund, der für die Deutsche Bahn nach Grafitti-Sprayern fahndet. Er erkennt Menschen, die im Gleisbereich nichts zu suchen haben, und meldet diese dem Wachpersonal.

Diese Woche geht es hier erneut um Roboter. Aber nicht um Wachhundroboter, sondern um Paketbotenroboter. In Braunschweig testet die Universität nämlich gerade die Auslieferung von Paketen durch Maschinen.

Moment mal, werden einige von Ihnen jetzt vielleicht sagen, das ist doch nicht neu. Amazon hat schon vor Jahren Tests mit Flugdrohnen gemacht, die Bestellungen sanft auf dem Balkon des Empfängers abstellen können. Auch raupenartige Gefährte hat man schon gesehen, die sich durch Vorgärten pflügen, um einen Karton an irgendeiner Eingangstür abzuladen. Ist man in Braunschweig so weit hinten dran, dass man das heute erforscht, was gestern Innovation war?

Mitnichten. In Braunschweig arbeitet man nämlich nicht an *einem* Paketbotenroboter. Sondern gleich an *zwei* Paketbotenrobotern. Diese sind unterschiedlich konzipiert und haben unterschiedliche Aufgaben und Stärken. Und fast wie bei den Musketieren (obwohl die zu dritt waren) heißt es auch hier: nur zusammen sind wir stark. Dass das ein Modell der Zukunft sein kann, haben wir erst kürzlich auf dem Mars mitverfolgen können. Dort hat der Rover Perseverance viele spannende Orte untersucht, die sein „Partner“, der Mars-Helikopter Ingenuity, vorher aus der Luft ausgewählt hat.

Doch zurück vom Mars nach Braunschweig. Der Paketroboter-Test findet am dortigen Forschungsflughafen statt. Alleine das ist schon eine Meldung wert, finde ich. Am Flughafen Braunschweig können logistische Neuheiten getestet werden. Aber auch Navigationssysteme der Zukunft durchlaufen dort in realistischer Umgebung erste Tests. Und das alles (fast) ganz ohne Flugzeuge und echte Passagiere.

Einer der derzeit dort getesteten Paketroboter, RAION genannt, ist darauf konzipiert, als kleines Logistikzentrum die Pakete von vielen Kunden durch die Straßen zu transportieren – vergleichbar dem Paketauto eines menschlichen Zustellers. Der Roboter bringt die Pakete aber nur in die Nähe der Häuser und Wohnungen der Empfänger.

Denn dann gibt es noch ONA. ONA ersetzt den Zusteller. Er holt Pakete vom Paketauto (RAION) und bringt sie zum Kunden. Dazu wurde er extra so konstruiert, dass er auf Straßen und Gehwegen sicher manövrieren kann. Das macht er mit mehreren Kameras und Lidar-Systemen zum „Sehen“. Und eine Gemeinsamkeit mit „Spot“, dem Wachhundroboter der Deutschen Bahn von letzter Woche, hat er auch. ONA erkennt Menschen und Hunde. Allerdings nicht, um sie zu verpfeifen – sondern um ihnen auszuweichen. Sehr sympathisch.

Wenn ONA den Karton vor der Türe abgestellt hat, sendet er dem Empfänger sogleich eine SMS, dass das Paket da ist. Ernsthaft jetzt? Modernste Testumgebung und dann eine altmodische SMS? Warum? Ganz einfach: ONA hat keine Finger. Er kann nicht klingeln.


 

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