Mit meinem Hund laufe ich manchmal an den S-Bahn-Schienen entlang, die zum Bahnhof Olympiastadion in München führen. Wenn Sie diese Haltestelle nicht kennen und auch auf keinem aktuellen Plan der Münchner Verkehrsbetriebe finden, dann liegt das daran, dass es sich um einen Geisterbahnhof handelt.
Während der Olympischen Spiele 1972 brachten die Bahnen der Linie S5, S11 und S25 die Zuschauermassen zum Olympiastadion. Ab August 1984 fuhren dann nur noch die S8 und die S11, wenn die Nationalmannschaft, der FC Bayern oder der TSV 1860 München dort spielten. Am 08. Juni 1988 war dann Schluss. Sowohl mit der Fußball-Europameisterschaft, also auch mit dem Bahnhof. Seitdem kämpfen sich allerlei Pflanzen und Bäume ihren Weg durch den Schotter nach oben, die Holzplanken verfaulen und die Schienen rosten vor sich hin. All das bietet seither Bienen, Schmetterlingen, Vögeln, Nagern und allerlei sonstigem Getier Unterschlupf und Nahrung.
Der Bahnhof selbst hingegen gilt heute als Lost-Place, als Geisterbahnhof. Graffiti-Sprayer haben sich verewigt und unter dem Treppenaufgang zeugen schwarze Flecken am Boden vom ein oder anderen Lagerfeuer. Hier findet das Leben nach Einbruch der Dunkelheit statt.
Kurz nach der Stilllegung des Bahnhofs patrouillierten hier noch die Schwarzen Scheriffs mit ihren Schäferhunden. Eine Security Firma, die im München der 80er und 90er „einen Ruf“ hatte. Kaum einer hätte es gewagt, auch nur einen Stift der Marke Edding in die Nähe des Bahnhofs zu bringen.
Heute schützt die Deutsche Bahn ihre Züge und Bahnhöfe natürlich immer noch vor Sprayern. Zigtausend Euro kostet die Reinigung eines Zuges, der über Nacht abgestellt am nächsten Morgen von vorne bis hinten mit Graffitis besprüht wurde. Allein die S-Bahn München beseitigte letztes Jahr 13.000 qm Schmierereien, was rund eine Million Euro kostete.
Da ist es natürlich billiger, ein paar Securities zu bezahlen, die nachts Wache schieben. Jedoch: Obwohl diese Menschen vermutlich nicht viel mehr als den Mindestlohn erhalten, sind auch sie anscheinend zu teuer. Die Bahn setzt mittlerweile auf Roboterhunde. Kein Scherz. Seit ein paar Tagen patrouilliert testweise „Spot“, ein auf vier „Beinen“ laufender Roboterhund von BostonDynamics mit 40kg Gewicht und drei Kameras die Bereiche der S-Bahn in München, wo die Züge geparkt werden. Wer die BostonDynamics Videos auf YouTube kennt, weiß, die mechanischen Viecher sind echt beängstigend. „Spot“ soll schon bald selbständig umherlaufen. Seine KI-gesteuerte Software erkennt unbefugte Personen und meldet diese der Leitstelle. Die schickt dann wohl echte Securities mit echten Hunden.
Ich weiß ja nicht … sind wir schon so weit? Das ist ja fast wie bei Terminator. Fehlt nur noch das Betäubungsgewehr auf dem Robo-dog, damit auch ja keiner weglaufen kann. Da lobe ich mir doch die gute alte Zeit, damals, mit den Schwarzen Scherriffs. Deren Hunden war es (genau wie meinem übrigens) völlig egal, wer Du bist – solange Du eine leckere Wurst dabeihattest.
Bildnachweis: © Deutsche Bahn AG / Thomas Kiewning / Archivnummer DB252379
Ja, ein Stück weit ist es sogar beängstigend, wenn man sich die Videos von BostonDynamics so ansieht. Es ist ja nicht nur ein selbstlernender Roboterhund, sondern u.a. auch ein zweibeiniges Wesen, das dem Menschen sehr nahekommt bzw. in einigen Bereichen auch übertrumpft.
Solange die Roboter dort zum Einsatz kommen wo es für humanoide Lebensformen zu gefährlich oder zu kräfteraubend ist, ist ja alles noch in Ordnung. Wenn diese Technik aber falsch oder missbräuchlich eingesetzt wird, kann sie sehr schnell zu einer Gefahr werden. Ein Betäubungsgewehr wäre da noch noch harmlos.
…“Solange die Roboter dort zum Einsatz kommen wo es für humanoide Lebensformen zu gefährlich oder zu kräfteraubend ist, ist ja alles noch in Ordnung. „…
Im Krieg ist es zum Beispiel für humanoide Lebensformen zu gefährlich. Smiley.