Heizen als Aboservice

Wer gerade Holz, Gas oder Heizöl für den Winter kaufen will, muss tief in die Tasche greifen. Die Preise explodieren gerade, weil Putins Krieg, unsere geradezu dümmliche Abhängigkeit und leere Gas-Speicher uns die Angst vor einer im Winter kalten Wohnung in die aktuell noch gar nicht kalten Glieder fahren lässt.

Zum Glück kann man über das Thema „Heizen“ aber auch noch anders berichten, ohne über russisches Gas, Öl oder Kohle zu sprechen. Heizen kann man heute nämlich auch digital. Zumindest im Auto.

Schon vor sechs Jahren habe ich an dieser Stelle von meinem Volvo geschrieben, welcher eine kleine Heizung hatte, damit bei Minustemperaturen der Diesel nicht gefror. Gegen einen Aufpreis hätte mir mein Händler dieses „eh-da“-Gerät auch als Standheizung freischalten können. Per Softwareupdate, ohne eine einzige Schraube zu drehen oder irgendetwas ein- oder auszubauen. Gemacht habe ich das damals in Österreich, weil da das Einspielen des Updates nicht wie in Deutschland 800€, sondern nur 250€ kostete.

Nun macht BMW etwas ähnliches. In Deutschland, Großbritannien, Neuseeland, Südafrika und wohl auch in Österreich hat BMW nun ein Abo-Modell für eine im Auto eingebaute Heizung eingeführt. Für schlappe 17€ pro Monat kann man die Sitzheizung aktivieren. Ein beheiztes Lenkrad gibt es dagegen schon für 9€ pro Monat.

Derartige Abo-Modelle werden von den Kunden noch nicht so richtig akzeptiert. In den USA gab es Widerstand, als in BMW-Fahrzeugen das Apple-CarPlay nur gegen einen jährlichen Obolus von 80$ nutzbar war. Auch mir gefallen Abos nicht und ich würde immer zum „Einmalpreis“ greifen. 390€ einmalig zahlt man dann für die Sitzheizung – immerhin für beide Vordersitze.

Mir geht es eher um die Verschwendung von Ressourcen, denn es wird Kunden geben, die gar keine Sitz- oder Lenkradheizung wollen – und trotzdem gezwungen sind „Elektroschrott“ durch die Gegend zu fahren. Denn beide Heizungen sind in jedem Fall eingebaut. Sie können halt erst nach Bezahlung aktiviert und genutzt werden. Die Automobilhersteller argumentieren möglicherweise anders. Betrachtet man den gesamten Prozess beim Autobau, dann kann es durchaus ressourcenschonender sein, alle Fahrzeuge identisch zu bauen und die vom Kunden bestellte Individualität über Software in die Limousine zu bringen.

Meines Erachtens ist so ein Monatspreis für eine Heizung aber schon aus psychologischer Sicht ungünstig. Besonders im Sommer. Da zahle ich doch gefühlt für nichts. Denn auch ohne 17€ zu löhnen, kriege ich im Juli die Oberfläche meines Fahrersitzes auf über 40°C. Es reicht völlig aus, das Auto mit verschlossenen Fenstern in der Sonne zu parken und ein paar Minuten zu warten. Und mit einer guten Marketingkampagne lassen sich dann vielleicht sogar von einigen Autobesitzern noch ein paar Kröten zusätzlich abknöpfen. Für die angebliche Aktivierung der „eingebauten“ Sauna nämlich.


Bildnachweis: Twitter

7 Kommentare zu “Heizen als Aboservice

  1. Na ja, wenn die (deutschen) Fahrzeughersteller der Meinung sind, zusätzlich zu den sowieso bereits überhöhten Verkauspreisen im Vergleich mit dem Ausland, ihre Kunden auf diese Weise schröpfen zu müssen, dann zwingen Sie mich, ein Fahrzeug zu kaufen, das die gewünschte Ausstattung als Standard enthält. In der Regel wird dies dann kein deutscher Hersteller sein. Auf die Frage, warum das selbe Fahrzeugmodell denn in Deutschlad wesentlich teuerer als im europäischen Ausland ist, hat vor einigen Jahren der Vertreter eines deutschen Herstellers trocken gesagt: „Weil die Deutschen das zahlen“.

  2. „Auch mir gefallen Abos nicht und ich würde immer zum „Einmalpreis“ greifen.“

    Wenn es denn den Eimalpreis noch gibt. Das „as a Service“-Modell setzt sich ja immer mehr durch. Praktisch für die Hersteller, können sie doch mit regelmäßigen Einnahmen rechnen. Für den Kunden kommt es meist teurer. Um den Kunden trotzdem zum Abo zu zwing… äh überreden wird das Kaufprodukt einfach um ein paar Funktionen reduziert.

  3. Während der Anfänge meiner Autofahrer-Laufbahn habe ich einige Zeit damit verbracht, das jeweilige Auto aufzurüsten (elektrische Fensterheber und Zentralverriegelungen waren beim Golf I halt noch lange nicht Serie…).
    Heute muss anscheinend nicht mehr geschraubt, sondern gehackt werden.
    Da stellt sich mir die Frage: Darf ich mein eigenes Auto hacken?
    Oder lege ich einfach eine Zusatzleitung mit Zusatzrelais und Zusatzschalter und schalte die Sitzheizung manuell ein und aus?
    Eben so wie früher….

  4. Wenn die Sitzheizung im Sommer nicht gebraucht wird, könnte man stattdessen ja die Klimaanlage im Abo nutzen. ;-(((

  5. Und hier kommt schon der nächste:

    Abo-Modell: Tesla bietet Navi-Funktion nur 8 Jahre kostenlos an

    Neue Teslas sind nicht mehr lebenslang mit einem Navi und einer Sprachsteuerung ausgerüstet. Nach acht Jahren muss dafür gezahlt werden.
    Teslas, die ab 20. Juli 2022 verkauft wurden, können nach acht Jahren nicht mehr auf das Navigationssystem zurückgreifen. Auch Sprachbefehle und andere Kartendienste lassen sich dann nur noch nutzen, wenn der Fahrer ein Premiumabo abschließt, das derzeit monatlich 9,99 Euro kostet.

    https://www.golem.de/news/abo-modell-tesla-bietet-navi-funktion-nur-8-jahre-kostenlos-an-2207-167208.html

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