Wenn Sie mal nach Malaysia in den Urlaub fliegen, dann sollten Sie es keinesfalls versäumen, den Kampung Kuak-Skyride zu besuchen – die neueste Touristen-Attraktion. Wie eine Nachrichten-Reporterin des Senders TV Rakyat berichtet, bringt eine moderne Seilbahn die Besucher auf den Gipfel.
Dort erwartet sie ein futuristisch anmutendes Gebäude mit Antiquitätenhändler und High-Class-Restaurant. Zu allem Überfluss ist in luftiger Höhe sogar ein Streichelzoo untergebracht. Wen auch immer die Reporterin interviewt … alle schwärmen in höchsten Tönen. Die Aussicht … phänomenal.
Das Essen … exzellent. Der Luxus … unbeschreiblich. Und alle lächeln, ja strahlen geradezu um die Wette.
Tatsächlich muss man sich fragen, ob dieser Nachrichtenfilm nicht eher als Werbung zu klassifizieren ist. In der Tagesschau wäre dieser Beitrag sicher nie gelaufen. Zu werblich sind die fast drei Minuten in Hochglanz, mit satten Farben und ausschließlich fröhlichen Gesichtern.
Dass meine Skepsis nicht an den Haaren herbeigezogen ist, sieht man daran, dass ein Ehepaar aufgrund dieses Beitrags ein Zimmer gebucht hat und über 300 Kilometer nach Kampung Kuak gefahren ist. Es wollte die Aussicht, das Essen, die Tiere und die Seilbahn selbst erleben. Als das Paar nach dem Einchecken im Hotel nach dem Weg gefragt hat, wurden sie allerdings bitter enttäuscht. Angeblich sei die Aussicht keinesfalls so toll wie im Video gezeigt. Auch von dem gutem Essen sei nichts da. Und streicheln kann man da auch keine Tiere. Das läge daran, dass es den Berg gar nicht gibt. Und dementsprechend auch keine Seilbahn und auch kein Gipfelhaus.
Den Kampung Kuak-Skyride hat sich ein Unbekannter ausgedacht, erfunden. Das berichten unter anderem Le Figaro und The Independant. Die Talstation mit dem Ticket Counter, die Gondeln, der Antiquitätenhändler, die interviewten Personen, das Restaurant und die angebotenen Gerichte – nichts davon hat es je gegeben. Auch die kleine Brücke am Fluss, über die man zum Streichelzoo gelangt existiert nicht. Der Nachrichtenbeitrag wurde mit Googles neuester KI »VEO3« generiert. Damit kann man maximal acht Sekunden lange Clips erzeugen, die alles zeigen, was man will. Und zwar erschreckend echt. Ein fliegendes Pferd, ein Iglu mit Beinen – oder eben eine Nachrichtensprecherin, eine Seilbahn und einen Streichelzoo. Die malerische Landschaft war im wahrsten Sinne des Wortes nur gemalt.
Wer auch immer das 2:53 Minuten lange »Werbevideo« erstellt hat, hat es aus mehreren kurzen Schnipseln zusammengestückelt. Und das wirkt so echt, dass das genannte Paar ohne lange nachzudenken eine Reise angetreten hat. Natürlich waren sie verärgert, als sie erfuhren, dass die Fahrt umsonst war. Witzig fanden sie es jedenfalls nicht. Im Gegenteil. Sie wollten die Reporterin aus den Nachrichten sogar verklagen. Sie können sich sicher denken, warum das nicht funktioniert hat. Auch die Frau hat nie existiert.
Anbei das Video. Wer genau hinsieht, dem fallen ein paar typische K.I.-Fehler auf. So wechselt die Farbe des Schals der Reporterin öfters. Auch fahren die Seilbahnen auf beiden Seiten der Masten manchmal in die gleiche Richtung, was gar nicht geht.
Ich bin der Meinung, dass es nicht mehr lange dauern wird, dass die KI auch solche Fehler beseitigt. Mir wird manchmal übel angesichts der sich daraus ergebenden Manipulationsmöglichkeiten. Gesetzgeber verabschieden Gesetze und Verordnungen, bei denen normal denkende Menschen den Kopf schütteln. Warum ist man nicht willens festzulegen, dass KI generierte Beiträge deutlich sichbar gekennzeichnet werden müssen und bei Verstößen gegen die Kennzeichnungspflicht, drakonische Strafen festzulegen in einer Höhe, die auch richtig weh tun.