In der Schweiz gibt es nicht nur Uhren, Schoki, Berge, Käse und Heidi. Auch Kühe weiden dort auf saftig grünen Wiesen. Doch leider: Landwirtschaft ist nicht nur Postkartenidylle. Die Kühe wandern früher oder später von der Wiese in die Kühltheke eines Metzgers und werden dort teilweise … also in Teilen … als Steak oder Gehacktes verkauft.
Außerdem ist Landwirtschaft heute nicht mehr Heidi-Alm, sondern eher eine Industrie. Und Industrie ist technisiert. Mit Sensoren, Computern und Netzwerken. Auch in der Schweiz.
Ein Bauer aus Hagendorn bei Cham im Kanton Zug hat einen solchen technisierten Betrieb. Bei ihm übernimmt ein Melkroboter das Melken der Kühe. Diese Roboter entnehmen nicht nur Milch, sie erfassen und speichern auch wichtige Daten zu den Tieren: Neben der Milchleistung sind das Vitaldaten, der Gesundheitszustand und Trächtigkeitsinformationen der Kühe.
Wie man unter anderem bei agrarheute.com nachlesen kann, wurde der oben genannte Landwirt Opfer eines Hackerangriffs. Die Angreifer blockierten seinen Melkroboter, verschlüsselten alle Daten und verlangten rund 10.000 Franken Lösegeld, um die Informationen wiederherzustellen. Der Landwirt überlegte erst, die geforderte Summe zu bezahlen. Allerdings hielt er die Daten über die produzierte Milchmenge für verschmerzbar. Zudem funktionierten Teile der Melkanlage weiterhin, so dass die Milchentnahme weiterhin möglich war. Er entschied sich also, die Cyberkriminellen nicht zu finanzieren.
Tatsächlich fehlten dem Bauern dadurch auch alle Daten seiner 70 Tiere umfassenden Herde. Darunter war auch das Besamungsdatum der trächtigen Kühe. Er wusste daher nicht, wann Geburtstermine anstanden. Für eine Kuh war das tödlich. Deren Kalb starb im Mutterleib, woraufhin auch die Mutterkuh eingeschläfert werden musste. Der Bauer ist überzeugt davon, dass seine Kuh ohne den Cyberangriff überlebt hätte.
Des Öfteren schon wurde von Todesopfern in Zusammenhang mit Hackerangriffen berichtet. Insbesondere dann, wenn statt Bauernhöfen Krankenhäuser betroffen waren. Tatsächlich hat sich in den meisten Fällen jedoch gezeigt, dass die Patienten so oder so verstorben wären. Längere Anfahrtswege aufgrund von Kliniken im Notbetrieb waren in keinem mir bekannten Fall die Ursache. Aber … der Fall zeigt, wie gefährlich eine Cyberattacke werden kann, weil wir in großen Teilen in einem digitalisierten Umfeld abhängig von Daten und funktionierenden Netzen sind. Die Kuh aus der Schweiz ist eindeutig ein direktes Opfer einer Hackerattacke. Quasi ein ge-Hacktes Rind – und kein Rindergehacktes.