Ein kleines Kästchen

Wie cool wäre es, ein kleines Kästchen zu haben, mit dem man einfach alle Ampeln auf der eigenen Strecke auf Grün stellen könnte, wenn man auf sie zu fährt. Dann wäre nie Stau … zumindest für mich.

Tatsächlich gibt es so ein Kästchen. Leider nicht für mich, sondern nur für Sonderfahrzeuge. Also für Feuerwehr und Rettungsdienst. Aber auch für Linienbusse, damit die ihren Fahrplan einhalten können und der ÖPNV pünktlich ankommt. 

Das System funktioniert mittels eines Funksignals, das an die Ampeln geschickt wird. Die Ampel verändert dann ihre Schaltzeiten, indem sie die nächste Grünphase vorzieht oder die aktuelle Grünphase in Fahrtrichtung des Busses oder Rettungswagens verlängert. Und natürlich haben Hacker … Verzeihung, ich meine Sicherheitsforscher … versucht, das System zu hacken und sich so ein kleines Kästchen selbst zu basteln. Auch in Deutschland. Da nennt sich das nicht Ampel-Hacking, sondern weil eine Ampel in Beamtendeutsch eine Lichtsignalanlage ist: Lichtsignalanlagen-Beeinflussung. Das ist übrigens strafbar, weil Ampeln … Verzeihung, ich meine Lichtsignalanlagen … zur kritischen Infrastruktur gehören. Stellen Sie sich mal vor, es gelingt jemandem, alle Ampeln in der Stadt gleichzeitig auf Grün zu schalten.

Damit das nicht so einfach von jedem dahergelaufenen Lump möglich ist, wird bei modernen Ampeln das Funksignal für eine berechtigte Vorfahrt digital und über einen verschlüsselten Kanal gesendet. Das geht natürlich nur, wenn sowohl das Fahrzeug, als auch die Ampel bereits über moderne Technik verfügen. Bei unseren Nachbarn in Holland ist die Technik in den Ampeln nicht wirklich neu. Fast 20 Jahre hat sie bereits auf dem Buckel. Seit 2005 setzt man in den Niederlanden auf das so genannte KAR-System, das »Korteafstandsradio«, also »Kurzstreckenfunk-System«, um Sonderfahrzeugen Vorrang zu gewähren. Und dieses alte System hat Lücken.

Anfang Oktober hat der Sicherheitsforscher Alwin Peppels auf einer Konferenz in Den Haag gezeigt, wie man sich ein kleines Kästchen für holländische Ampeln bauen kann, um das KAR-System auszutricksen. Nutzt man eine gute Antenne, dann kann man mit Peppels‘ Kästchen nicht nur die Ampeln in unmittelbarer Nähe auf Grün schalten, sondern sogar welche in größerer Entfernung. Für die holländischen Behörden Grund genug zu handeln, um die Bürger vor der Gefahr zu schützen. Unsere Nachbarn tauschen jetzt die Funksysteme in den Schaltungsanlagen von zehntausenden Ampelanlagen im ganzen Land aus. Das ist ein Großprojekt und wird Jahre dauern. Man rechnet bis 2030, um das veraltete System aus dem Jahr 2005 zu erneuern.

Und in Deutschland? Da passiert nichts. Wir haben schließlich auch keine veraltete Technik aus dem Jahr 2005. Eine gemeinsame Recherche der Computerzeitschrift c’t, des BR und des NDR von vor zwei Jahren hat gezeigt, dass ein Großteil unserer Lichtsignalanlagen mit noch veralteter Technik aus den 1980er Jahren gesteuert wird. 

Ein Kommentar zu “Ein kleines Kästchen

  1. Das System in Deutschland ist vielleicht schon *SO* veraltet, dass kein „Sicherheitsforscher“ daran noch Interesse hat bzw. über die nötige „veraltete“ Technik verfügt um die Anlagen zu manipulieren ;-)

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