Ein Jahr chatGPT

Vor ziemlich genau einem Jahr erblickte chatGPT das Licht der Welt. Eine Webseite, der man einfach so eine beliebige Frage oder Aufgabe stellen kann – und die Antworten liefert. Und zwar (fast so) wie ein Mensch. Die Antworten sind dabei strukturiert, unglaublich präzise und formal nahezu perfekt. Es gibt kaum etwas auszusetzen. Mittlerweile hat sich das sogar noch verbessert. Fehler passieren immer seltener und die KI ist sehr gut darin geworden, ihre eigenen (von den Entwicklern vorgegebenen) Grenzen einzuhalten. Sie verrät daher kein Rezept mehr für Napalm und hält sich auch bei Themen wie Bombenbau oder Suizid zurück.

Was aber hat dieses Jahr mit „Künstlicher Intelligenz“ mit uns gemacht? Mit „uns“ meine ich die laut Bitkom Studie aktuell 78 Prozent in diesem Land, die chatGPT & Co. schon selbst ausprobiert haben. 13 Prozent davon nutzen das Tool seitdem häufig. 21 Prozent hingegen blieben bei einem einmaligen Ausprobieren oder seltener Nutzung. 66 Prozent glauben – wie ich – dass KI unser Leben grundlegend verändert. 41 Prozent, und die Mehrzahl davon sind ältere Menschen, haben allerdings auch Angst vor KI. Nicht ganz zu Unrecht, wie ich finde, und was an der Art und Weise liegt, wie eine KI lernt und wer sie korrigiert.

Eine KI berechnet anhand komplexer mathematischer Algorithmen, welche Antwort oder welches Wort am wahrscheinlichsten zu einer Frage passt. Und „wahrscheinlich“ ist dabei entscheidend. Die KI „weiß“ nämlich gar nichts. Die Wahrscheinlichkeit berechnet sie aus den Daten, anhand derer sie „lernen“ durfte. Wer also einer KI radikale Daten zum Lernen gibt, der wird eine radikale KI züchten, die verzerrte, unfaire Antworten gibt. Wer sie mit diversen, gemäßigten Daten füttert, dessen KI wird genau das in den Antworten widerspiegeln.

Dennoch bleibt KI ein Werkzeug, das immenses Potenzial hat, wenn es darum geht, komplexe Probleme anzugehen. In der Medizin kann sie bei Diagnosen unterstützen und personalisierte Behandlungen ermöglichen. Im Umweltschutz kann KI helfen, Muster im Klimawandel zu erkennen und effektive Lösungen vorzuschlagen. Im Katastrophenschutz werden Vulkanausbrüche oder Erdbeben lokaler vorhersagbar und so Menschenleben gerettet. Allerdings könnte ein Geheimdienst auch eine KI entwickeln, die nur am Gesichtsausdruck erkennt, dass Bürger ihrer diktatorischen Regierung kritisch gegenüberstehen. Diese KI würde die Freiheit der Gedanken rauben – und sogar Menschen in den Knast bringen.

Die größte Herausforderung für uns als Gesellschaft wird also sein, die Entwicklung von KI ethisch zu lenken. Nur durch eine verantwortungsvolle Integration können wir das volle Potenzial von KI nutzen, während wir gleichzeitig sicherstellen, dass sie im Einklang mit unseren Werten und Zielen arbeitet. Es liegt also nicht an der Technik. Es liegt an uns Menschen. Und genau deswegen gehöre ich auch zu den 41 Prozent, die Angst davor haben.

4 Kommentare zu “Ein Jahr chatGPT

    • Lieber Peter, vollste Zustimmung zu Deinem Kommentar! Und danke an Tobias, dass er immer wieder so mit den schwierigen Themen umgeht!

  1. Grundsätzlich ist eine KI sicher eine gute Sache. Wie so oft, liegt das Problem beim Menschen. Mit der KI kann man üble Dinge anstellen. Die Frage die sich mir stellt ist, ob eine Reglementierung durch ethische Werte und Ziel das Problem löst. Wer Verbrechen / Straftaten begehen will, wird diese begehen, unabhängig davon ob dies verboten ist oder nicht. Daran wird eine wie auch die Regelung zur Pflichtkennzeichnung einer durch KI erzeugte „was auch immer“ nichts ändern. Aus diesem Blickwinkel sehe ich die KI ebenfalls durchaus kritisch.

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