Skandal im Vatikan! Gibt es einen zweiten Papst neben Franziskus? Warum man Zahlen in den Nachrichten nicht blind vetrauen darf und sie hinterfragen muss.
Durchschnittswerte manipulieren uns. Sie verschleiern das Elend, weil sie die Extreme an beiden Enden der Skala verschweigen. Wer schreibt, dass jeder Mensch im Schnitt 1.140 mal in seinem Leben telefoniert, der unterschlägt, dass die Hälfte der Menschen auf diesem Planeten mangels Geld und Infrastruktur in ihrem ganzen Leben kein einziges Telefonat führen wird. Andere Menschen wiederum bestreiten ihr Dasein in trüben Callcentern und schaffen diese Tausend Anrufe jede Woche. Das interessiert den Durchschnitt aber nicht mal mittelmäßig, es tangiert ihn Null.
Apropos Null. Mit all den schönen Buchstaben, die sich auf der untersten Zeile einer deutschen Tastatur befinden, kann man sage und schreibe Null deutsche Wörter tippen. Eine lustige Erkenntnis zwar, mehr aber nicht. Ebenfalls Null, nämlich Null Interesse an Mittelwerten hat der Mensch, der das Ziel einer Pistolenkugel ist. Die rechnerische Chance, in Deutschland bei einem Mord erschossen zu werden, ist einerseits gering: Im Schnitt trifft es jedes Jahr nur einen von 500.000 Einwohnern. Andererseits: Beim Opfer liegt die Trefferquote im wahrsten Sinne des Wortes bei 100%. Es ist also wieder einmal Ansichtssache.
Aber selbst aus unsinnigen Durchschnittswerten kann ein kluger Kopf die richtigen Schlüsse ziehen. Dass sich oben auf einem BicMac im Mittel 178 Sesamkörner befinden, mag Ihnen egal sein – einem Sesam-Allergiker hingegen nicht. Der weiß nämlich, dass diejenigen Menschen länger leben, die öfter Geburtstag haben.
Bei Durchschnittswerten kommt es also sehr genau darauf an, in welchem Zusammenhang sie dargestellt werden. Sie sind nämlich interpretierbar und erwarten daher, dass man sich mit Ihnen beschäftigt.
Nur tun wir das leider viel zu selten, wenn uns Zeitungen oder die Nachrichten mit Statistiken und Durchschnittszahlen konfrontieren. Wir nehmen diese Werte viel zu oft einfach so hin, anstatt sie zu hinterfragen. Und so lassen sich auch Unwahrheiten – mathematisch korrekt – verbreiten.
Ein Beispiel: Im kleinen* Stadtstaat Vatikan leben schon immer – durchschnittlich betrachtet – zwei Päpste pro km2.
Sie sehen, Durchschnittswerte sind wie ein Bikini. Bei beiden lohnt es sich, genauer hinzusehen. Sie zeigen beide Interessantes, verhüllen aber auch beide das Wesentliche.
* 0,44 km2 Fläche
Bildquelle BigMac - Evan-Amos (Own work) [CC0], via Wikimedia Commons Bildquelle Papst Franziskus - casarosada.gob.ar - Autor: Casa Rosada Das Bild ist ein Ausschnitt aus Wikipedia (Pope Francis) und unterliegt der Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic Lizenz.