Die Maus im Mund

Also ich muss ja zugeben, dass ich ein großer Freund von Technik bin, die Dinge einfacher oder schneller macht. So wie Excel. Oder bequemer. So wie Rolltreppen. Oder Technik, die einfach Spaß macht. So wie Computerspiele. Was ich allerdings noch viel lieber mag, ist Technik, die Menschen mit Einschränkungen hilft, diese Einschränkungen zu minimieren.

Damit meine ich zum Beispiel smarte Brillen, die Menschen mit eingeschränkter Sicht „erzählen“, was da vor ihnen steht. Die Brille von Meta (also dem ehemaligen Facebook) kann das. In einem Demo-Video steht eine nahezu erblindete Frau mit einer solchen Brille vor einem Regal im Supermarkt. Sie fragt, was in dem Regal sei und die Brille antwortet, dass es Kartoffelchips in verschiedenen Geschmacksrichtungen sind. Die Frau nimmt sich eine Tüte und die Brille erläutert sogleich, dass sie die mit scharfer Paprika genommen habe.

Dass die Brille das sieht und erkennt, ist das eine. Bilderkennung gibt es schon länger. Was hier dazu kommt, ist die Tatsache, dass die Frau in normaler Sprache und wie in einem Dialog der Brille ihre Fragen stellen kann. Da hat die Technik erst in den letzten Monaten enorme Fortschritte gemacht. Und zwar durch Künstliche Intelligenz (KI). Die so genannten Large Language Modelle (LLM) wie chatGPT können das mittlerweile derart akkurat, dass man meinen könnte, mit einem echten Menschen zu reden. Toll!

Vor ein paar Tagen wurde mir jedoch ein Gadget in einem sozialen Netzwerk angezeigt, das fand ich dann nicht mehr toll. Sondern grandios. Viele Menschen arbeiten – gerade am Schreibtisch – ja noch mit einer externen Maus. Und am Laptop mit einem Touchpad, also einer rechteckigen Fläche, auf der man den Finger (und damit den Mauszeiger) hin und her bewegen kann. Manche Menschen können aber weder eine Maus, noch ein Touchpad bedienen. Weil ihnen – warum auch immer – die Arme und/oder Hände fehlen. Oder sie diese nicht bewegen können.

Doch nun gibt es etwas, das aussieht, wie eine herausnehmbare Zahnspange. Ich meine keine feste Spange, sondern die, die eine an die Gaumenform angepasste (meist rote) Kunststoffplatte haben.

Das kleine Technikteil, von dem ich spreche, ist so eine Kunststoffplatte in Gaumenform. Nur ohne Draht, der die Zähne verschiebt. In der Mitte der Gaumenplatte befindet sich so etwas wie eine rechteckige Fläche, die sich wie ein kleines Touchpad bedienen lasst. Nur halt nicht mit dem Finger, sondern mit der Zunge. So können Menschen mit vollständiger Querschnittslähmung den Mauszeiger bedienen oder ein Handy steuern, indem sie mit der Zungenspitze über ihren Gaumen streichen.

Dass sie nicht nur geniale Ideen haben und umsetzen können, sondern auch Humor besitzen, haben die Entwickler dieses smarten Helfers bei der Namensgebung bewiesen. Die Maus im Mund heißt Mouthpad.


Bildnachweis: Demovideo über X / Twitter

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